Leon de Winter "Das Recht auf Rückkehr"
Leon de Winter entwirft im neuen Roman ein pessimistisches Bild der Zukunft Israels.
Schon der Einstieg ist so packend wie zutiefst pessimistisch: Leon de Winter beginnt seinen neuen Roman "Das Recht auf Rückkehr" mit einem Blick auf Tel Aviv im Jahre 2024. Längst ist Israel auf einen kleinstädtischen, meist von älteren Menschen bewohnten Hochsicherheitstrakt zusammengeschrumpft. Die Palästinenser haben den Kampf ums Land durch ihre "Bevölkerungspolitik", kinderreiche Familien, und westeuropäische Unterstützung für den "Friedensprozess" fast für sich entschieden. Auch Europa, nun dominiert vom starken Polen, ist kaum wiederzuerkennen - und Legia Warschau Champions-League-Sieger.
Der ehemalige Historiker Abraham "Bram" Mannheim ist Spezialist für die Geschichte des Nahen Ostens. Aber nach persönlichen Schicksalsschlägen hat er sein Aufgabengebiet verändert. Er arbeitet als Rettungssanitäter und sucht entführte jüdische Kinder, auch weil ihm selbst während seiner Zeit als Gastprofessor in Princeton, sein Sohn Bennie auf ungeklärte Weise abhanden kam. In Zeitsprüngen und Rückblenden erzählt der holländische Bestsellerautor Leon de Winter ("Hoffmans Hunger"), Sohn jüdischer Holocaust-Überlebender, die Geschichte von Bram, die in eine Reflektion über Identität und politischen Fanatismus mündet. Es sind die beiden Hauptthemen im Werk des 55-Jährigen, der in den letzten Jahren vor allem durch Essays und kontrovers diskutierte Artikel gegen den islamistischen Terror von sich Reden gemacht hat.
Auch wenn Leon De Winter seine überbordende Phantasie schon mal am strafferen Zügel durch den Romanparcours geführt hat, so bleibt "Recht auf Rückkehr" eine politisch aufwühlende Mahnung und ein sehr mitreissendes Buch. Vor allem, weil de Winter ein begnadeter Erzähler mit einer besonderen Gabe ist: Er schafft es scheinbar mühelos, den Leser zur Empathie mit seinen Figuren zu verleiten. Ganz ohne Gefühlsduselei.
Volker Isfort Leon de Winter stellt "Das Recht auf Rückkehr" (Diogenes, 550 S., 22,90 Euro) am Montag um 20 Uhr im Literaturhaus vor.