Lena singt gegen sich selbst: Im Dutzend nerviger
Weil die ARD schon das angeblich 25 Millionen Euro teure Finale des Eurovision Song Contest ausreichten muss, bleibt für die Vorentscheidung nur die Sparflamme: Lena gegen sich selbst
Und jetzt kommt Lena. Das war Lena. Hier ist wieder Lena. Acht Monate nach ihrem Grand-Prix-Sieg startete Lena Meyer-Landrut gestern Abend ihre Mission Titelverteidigung. Die 19-Jährige tritt dieses Jahr erneut für Deutschland beim Eurovision Song Contest an – und sucht mit Stefan Raab den Song für Düsseldorf. Und das nicht in einer Lena-Show - nein, es sind gleich ihrer drei. Sechs Songs stellte Lena gestern vor, weitere sechs folgen nächsten Montag (ProSieben, 20.15 Uhr). Jeweils drei Songs ziehen ins Finale am 18. Februar ein (ARD 20.15 Uhr). Da fällt dann die eigentliche Entscheidung. 18 Mal Lena also.
Ja, was war das doch für ein Lena-Hype letztes Jahr. Nach dem Sieg in Oslo war dann aber schnell die Luft raus. Die Konzerthallen sind leer – da stellte sich vor der Show doch die eigentliche Frage: War Lena lange genug in der Versenkung verschwunden, um wieder Lust auf Lena zu machen?
Nun ja, es brauchte den fünften Song, um das Publikum aufzuwecken und eine ernsthafte, aber immerhin dann echte Begeisterung hervorzulocken. Da hatte wohl so mancher vorm Bildschirm schon lange weggezappt – zu sehr ähnelten sich doch die bluesigen Nummern. Daran konnten auch Lenas wechselnde Outfits nicht ändern.
Einer der beiden Raab-Songs fiel beim Publikum durch
Lied Nummer Fünf, „Taken by a Stranger“, war das einzige, das aus dem Einheitsbrei hervorstach – eine sphärische Popnummer mit Zügen von Björk und The Cure. Ein bisschen schräg – ja, ein bisschen wie die alte Lena. Ein klarer Favorit beim Publikum und bei den Zuschauern. Der Song ist – und das war dann auch keine Überraschung mehr – im Finale. Die beiden weiteren Songs, die Lena am 18. Februar noch einmal vortragen wird, sind „Maybe“, eine belanglose Pop-Nummer aus deutscher Feder, und „What Happened to Me?“. Das dürfte Stefan Raab eine Erleichterung gewesen sein, hat er den Song doch zusammen mit Lena geschrieben. Seine andere Komposition fiel bei den Zuschauern durch.
Wie schon letztes Jahr bei der Suche nach „Unser Star für Oslo“ holte sich Stefan Raab auch dieses Mal zwei Promis auf die Couch: Unheilig-Frontmann „Der Graf“ und Silbermond-Sängerin Stefanie Kloss. Die saß auch schon letztes Jahr in der Jury – und wollte damals übrigens nicht Lena, sondern Konkurrentin Jennifer Braun nach Oslo schicken. Sie kommentierte gestern Abend gern und viel, der Graf war gnädiger und fasste sich kurz. Richtig begeistert waren sie aber nicht.
Lena Meyer-Landrut, das Fräulein Frech, das letztes Jahr viele bezauberte und dann in der Opel-Werbespot-Welt verschwand, hatte in Oslo mit dem Song „Satellite“ nach Nicoles „Ein bisschen Frieden“ den langersehnten zweiten Grand-Prix-Sieg für Deutschland. „Moralisch, musikalisch und ethisch das einzig Richtige“ – so begründete Stefan Raab seine Kurzschluss-Entscheidung, warum nur Lena und keine andere auftreten darf. Anfangs hielten es alle für einen Scherz. War es aber nicht. Sylvia Petersen