Leis’ und sternklar mit viel Gefühl
Die Sopranistin Annette Dasch gab im Prinzregententheater ein Recital mit Liedern nach Eichendorff
Hoch expressiv sind diese weit aufgerissenen Augen. Wie in der ottonischen Buchmalerei. Und noch in der allerletzten Reihe entfalten sie ihre Magie. Annette Dasch braucht nicht viel zu tun, um das große Drama heraufzubeschwören. Zumindest optisch. Und oft genug liegt ja gerade in der Reduktion die größte Intensität.
Für ihr Recital am Sonntag, zur besten Kaffeezeit, hatte sie Anspruchsvolles ausgesucht. Eichendorff-Vertonungen von den beiden Jubilaren Robert Schumann und – allein dafür möchte man applaudieren – Hugo Wolf. Für jedes dieser manchmal sperrigen Lieder, für den „Musikanten“, die renitente „Kleine“ oder das kracherte „Seemanns Abschied“ breitet die 33-Jährige ein eigenes Plateau aus.
Die Oper streifend
Und hat keine Angst vor kruden Tönen, was bei Wolf immer wieder schaurig-schräge Befindlichkeitswelten öffnet („Zigeunerin“). Wunderbare Momente sind das, doch die Bilder geraten leicht zu plakativ. Und schnell landet Bayreuths künftige Elsa dann in der Oper. Wolf hat sich bewusst für die intimere Form entschieden, durchaus wären da noch ein paar Finessen zu entdecken.
In Schumanns Liederkreis op. 39 setzte sie zunächst auf subtile Töne. Ein Genuss! Nur just die „Mondnacht“ wurde zur Übersteuerungspein, zu tief Angesetztes wieder mal in die Höhe gehievt. Dabei machte der sagenhafte Wolfram Rieger am Flügel doch alles vor. Leis’ und sternklar und voller Gefühl.
Christa Sigg
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