Leidenschaft ohne Gegenwehr

Der Cellist Mischa Maisky, begleitet von Tochter Lily am Klavier im Prinzregententheater
von  Christa Sigg

Vermutlich hat Mischa Maisky schon als junger Kerl im kühlen Lettland davon geträumt, im nächsten Leben als Torero oder doch wenigstens als Flamencotänzer seine Absätze in die versengte Erde Andalusiens zu rammen. Feurig und mit dieser totalen Verausgabung, die auch sein Spiel dominiert.

München Jedenfalls fühlte sich der Cello-Wahnsinnige hörbar wohl in der virtuosen Konzertsaalfolklore der Señores Granados, Albéniz oder de Sarasate. Dazu durfte er sich in Manuel de Fallas „Suite Populaires Espagnole” in ausladend-lukullische Grüblereien versenken. Womit Tochter Lily wenig anfangen konnte. Ihr zaghaftes Werkeln am Steinway blieb seltsam blass, aber die überbordende Klanglust eines Mischa Maisky zu teilen, ist kein Leichtes, sich gegen den Vater zu behaupten, womöglich die größte Hürde.

Das wurde vor allem in Johannes Brahms’ e-moll-Sonate zum Problem. Maisky schwelgte in satten Farben, jagte jedem Gefühlsfetzen hinterher, entfachte in den Tiefen betörende Glut und ging auf (schweißtreibendes) Risiko. Die Aussagen am Klavier hätten um einiges deutlicher ausfallen müssen. Gerade im zweiten Satz!

Ein eigentümlicher Abend, der höchst extravagant begann. Denn dass Maisky über Bachs erster Solosuite sinniert, als würde sich Liszt seinen rubatoreich-schwülen Reim drauf machen, ist schon seit über 30 Jahren ein Fall fürs Kuriositätenkabinett.


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