Leichter Wind und starker Sturm

Die Kanadierin Feist meinte es in der ausverkauften Tonhalle eher metallen-rockig.
Michael Stadler |
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Die Kanadierin Feist meinte es in der ausverkauften Tonhalle eher metallen-rockig

Nix mit Kuscheln: Wer glaubte, dass er an diesem Abend in der Tonhalle ein einschmeichelndes Indie-Pop-Konzert erleben würde, sollte sich weitgehend getäuscht sehen – und hatte wohl nicht Leslie Feists neues Album „Metals” gehört, das sie nach vierjähriger Pause im letzten Herbst vorlegte.

Die 36-jährige Singer-Songwriterin hat sich weiter entwickelt, kurioserweise, indem sie sich auf ihre Indie-Rock-Wurzeln zurückbesonnen und zu einem weniger filigranen, wuchtigeren Sound gefunden hat. Zack drauf geht’s von Beginn an, mit „Undiscovered First” bewegt sich Feist in Richtung Industrial-Rock, als gesangliche Begleitung erhöht das weibliche, in ihren sackartigen Gewändern an Macbeths drei Hexen erinnernde US-Folkgespann Mountain Man den Druck. Die Mädchen aus Feists Nachwuchsförderung hieven manche Melodien in sakral klingende Sphären, schmiegen sich an Feists wundersame Erde-Wind-und-Feuer-Stimme – und tauchen mit ihr ab zu scharfen Weibsteufelakkorden.

Für Glamour hat sich die Kanadierin noch nie interessiert, eher für eine hippieske Leichtigkeit des Seins, die sie nun zum Stampfen der Drums und zur selbst gespielten Rhythmusgitarre entschlossen auf starke Beine stellt. Die Hooklines ihrer Songs takten sie und ihre dreiköpfige männliche Begleitband so vehement neu, dass man schon länger zuhören muss, um sie zu erkennen. Bei „Mushaboom” ist das Perkussive wesentlich wichtiger geworden als die Melodie, das von ihr gecoverte Traditional „Sea Lion Woman” ist nicht mehr ganz so ausgelassen, sondern hat eindeutig den Blues.

Poetisch-verspielt dann doch „Caught A Long Wind”, wobei es auch hier zum heftig zerrenden Sturm-Moment kommt. Für „So sorry” bastelt Feist, unwiderstehlich animierend, einen betörenden Vierklang mit dem Publikum zusammen und reduziert das Finale auf sich, die Gitarre und „Intuition”. Da lässt sie ihre Stimme sich im Raum verlieren – ein wenig Kuscheln war da doch drin.

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