Leicht wird schwer was
Jan Vogler spielte im Herkulessaal mit den Dresdner Kapellsolisten seine Lieblingsmelodien
Hand aufs Herz, Leute! Ist es ein Gewinn, wenn statt der bezaubernden Audrey Hepburn ein bärtiger Bariton „Moon River“ schmachtet? So klingt es, wenn Jan Vogler den Hit von Henry Mancini auf seinem Cello spielt.
In Interviews ist der Musiker charmant und schlagfertig. Leider erweist er sich auf der Bühne kaum als begnadeter Entertainer, „Nun käme Ernest Blochs ,Prayer’!“ ist keine Ansage, mit der man sich öffentlich exponieren sollte. Auch auf seinem Instrument hatte der erkältungsgeschwächte Musiker keinen guten Abend. Schnelle Passagen in Carl Philipp Emanuel Bachs Konzert wirkten ungenau, und im zweiten Teil ließ die Intonation hoher Töne durchweg Wünsche offen.
Voglers Stärke ist die schmachtende Kantilene. Nichts gegen hübsche Petitessen wie Edward Elgars „Salut d’amour“. Wenn aber eine Elegie auf die andere folgt, schlägt das auch dem Heitersten aufs Gemüt. Der Dirigent Helmut Branny fühlte sich wie ein Schamane in Johann Christian Bachs g-moll-Sinfonie ein und brachte seine Dresdner Kapellsolisten auf Zack. Das Entertainment hat er nicht erfunden.
Die nicht übermäßig zahlreich erschienenen Elbflorenz-Nostalgiker spendeten nur freundlichen Beifall.
Robert Braunmüller