Lego: Bausteine fürs Leben
Häuser, Burgen, Schlösser und Raumstationen - ganze Welten entstehen in kleinen Zimmern. Eine dänische Erfindung macht Kinder glücklich - LEGO wird 50.
Klar, ein bisschen Gott wollte man als Kind schon sein, Herrscher über alle möglichst selbst geschöpften Dinge, doch das Dilemma ließ Tränen in die Augen treten: zu groß das Vorbild da draußen, zu klein die Hände zum Bauen. Drum sollten Eltern heute froh sein, selbst wenn der Haushund wegen verschluckter Teilchen zum Arzt muss. Zu welchen Katastrophen würde die infantile Hybris wohl führen, wenn es Lego nicht gäbe?
Häuser, Burgen, Schlösser und ganze Raumstationen, all das ließ sich bauen, und die Transportmittel – Flugzeuge, Schiffe, Shuttles – gleich dazu. Welch Glück, und natürlich kommt es aus dem hohen, dunklen Norden, wo die Menschen, groß und klein, zur Depression neigen und deshalb schöne Dinge für die Gemütserhellung erfinden. Tischlermeister Ole Kirk Christiansen gründete 1932 ein Unternehmen für Holzspielzeug, und bevor er die Rohrbausteinchen erfand, lobte er bei seinen Mitarbeitern einen Wettbewerb aus: Ein Name musste für das Spielzeug gefunden werden, als Preis gab es eine Flasche Brombeerwein zu gewinnen!
Den er dann wohl selber trank, denn Christiansen fiel ein Label ein: Kinder wollen nichts mehr als spielen, „Leg godt“, „spiel einfach“ dachte er sich, kürzte vorne und hinten noch ein wenig ab, und „Lego“ war geboren. Lateiner vermuten darin auch ein „ich lese“, was falsch ist und doch irgendwie stimmt, hatte die Lego-Welt, zumindest am Anfang, ein überschaubares, lesbares Gesicht. Der Lego-Stein in seiner heutigen Form – ein Zoll lang, zwei mal vier Noppen, auf der Unterseite eine hohle Röhre – entstand 1958, weswegen heute der 50. Geburtstag gefeiert wird.
Christiansens Firma expandierte bald, das Duplo-System kam 1969 dazu: Weil nicht nur Hunde in Gefahr sind, sondern auch Kinder gerne Steine in den Mund (ins Ohr, in die Nase...) stecken, schuf man für doppelte Sicherheit doppelt so große Steine. Gott brauchte eine Woche, bis ihm der Mensch einfiel, Lego 16 Jahre: Ab 1974 konnten mit Hilfe von drehbaren Kopf- und Armteilen Menschen gebaut werden, 1978 wurden dann die so genannten Minifigs vorgestellt, die noch heute üblichen Miniatur-Figuren. Sie bevölkern das selbst geschaffene Universum, das jedoch angesichts der Gigantomanie des Günzburger Legolands an scheinbarer Erhabenheit eingebüßt hat.
Immerhin: Als Kind durfte man sich der Illusion hingeben, ein Weltenbauer zu sein. Lego sei Dank!
Michael Stadler