Lametta-Rock mit David Garrett

Erfolgsgeiger David Garrett erlächelt sich eine begeisterte Olympiahalle
Michael Grill |
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Das Logo im Heavy-Metal-Stil auf dem roten Bühnenvorhang gibt zu Hoffnungen wie Befürchtungen gleichermaßen Anlass: „Rock Anthems” – das Motto der gerade frisch begonnenen Tour von Supererfolgsgeiger David Garrett. Mit sehr hohem Frauenanteil hat sich die Olympiahalle bis auf den letzten Platz gefüllt, in gespannter Erwartung von „Crossover”, dem Schreckensbegriff der Unentschiedenen.

Es ist Samstagabend, und das hier ist die große Familienshow: Gepflegte Pyrotechnik, gute Videoumsetzung, den großen Lametta-Regen gegen Ende ahnt man schon, als der Star am Anfang von einer beeindruckend hohen Säule unterm Hallendach zu uns herabgelassen wird. Das Bad in der Menge kann man riechen wie einen heraufziehenden Schneesturm, sobald die „Pirates Of The Caribbean” im Schmalz ertrunken sind. Garrett ist ein Showman mit attraktivem Schlafzimmerblick, er lebt das auf der Bühne vollkommen. Nur mit Kunst hat das nichts zu tun.

Und wenn Garrett dann tatsächlich mit dem „Säbeltanz” und „Funiculì, Funiculà” Stimmung macht, dann liegt da echt ein toter Fisch im Wasser. Zu „1000 Pipers” tanzt eine Art Prinzengarde. Das ist, sorry, die gleiche Wohlfühlsoße, wie sie von André Rieu vergossen wird. David schreibt's uns an die Wand: „Ihr seid der Motor, der mich vorantreibt. Ohne euch wäre ich verloren.” Passt scho, Alter.

Aber manchmal passt es wirklich: Ein „Yesterday” kann mit einer Garrett-Geige so geschluchzt werden, dass es zu Tränen rührt. Doch „Rock Anthems” sind da natürlich ganz weit weg, und der Kaufhaussound so gefährlich nahe wie die Sambarasseln in „Human Nature” von Michael Jackson. Sehr hübsch ist, wenn Garrett das Pedalboard der E-Gitarristen okkupiert und Coldplays „Viva La Vida” quasi im Alleingang stemmt. Bei einer klassischen Corelli-Variante blühen der Star und sein Orchester, die Neue Philharmonie Frankfurt, so sehr auf, dass man „Classic Anthems” zu missen beginnt.

Abschließend: „We Will Rock You” – ein Missverständnis, darum geht es hier einfach nicht. Schon eher um ein „Let It Be”, die Zugabe: Gut gelaunt genießen. David lässt leuchtende Handy hochhalten und freut sich: „In München sieht das einfach am Geilsten aus.” So viel zur Frage, was rockt und was einfach nur gut aussieht.

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