Lächeln – nur hinter vorgehaltener Hand

Das Budapester Festival Orchestra unter Ivan Fischer und Hilary Hahn in München
von  Abendzeitung

Das Budapester Festival Orchestra unter Ivan Fischer und Hilary Hahn in München

Die Zugabe war spektakulär. Nicht der vermutete „Ungarische Tanz“ von Brahms, sondern eine Rarität: der Hochzeitswalzer aus dem Ballett „Der Schleier der Pierette“ von Ernö Dohnányi, 1910 komponiert, ein deftiges Vergnügen im Dreivierteltakt, das einst zum festen Bestandteil der Mittagskonzerte im Radio gehörte.

Während Ivan Fischer und das Budapest Festival Orchestra in der gut besuchten Philharmonie keinen Zweifel aufkommen ließen, dass ihr 9. Platz im Orchester-Ranking der englischen Zeitschrift „Gramophone“ seine volle Berechtigung hat, gab Stargast Hilary Hahn Rätsel auf. Sie musizierte Mozarts Violinkonzert KV 219 wie hinter einer gläsernen Wand: unnahbar, technisch natürlich perfekt, aber doch allzu introvertiert. Die Heiterkeit der Ecksätze war nur zu erahnen. Gelächelt wurde hinter vorgehaltener Hand. Ein kühler Kopf wies Mozarts Pointen in ihre Schranken.

Volle Philharmonie, große Begeisterung

Begonnen hatte das Budapest Festival Orchestra sein Münchner Gastspiel mit Rossinis Ouvertüre zu „La Gazza Ladra“. Die Ausgewogenheit innerhalb der einzelnen Instrumentengruppen imponierte. Schade, dass der Dirigent Ivan Fischer den symphonischen Aspekt allzu sehr in den Vordergrund rückte, so dass sich eine gewisse Schwerfälligkeit einstellte.

Hauptwerk des Abends war Dvoráks siebte Symphonie. Fischer hatte das Orchester umgesetzt: Kontrabässe und Celli verteilten sich im Hintergrund. Die Holzbläser durften direkt vor dem Dirigenten Platz nehmen. Der Klang wurde dadurch aufgefächert. Stimmung und Atmosphäre teilten sich unmittelbar mit. Ovationen waren Ehrensache.

Volker Boser

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