Wo mit Farbe nach der Kunst geworfen wird
Ist doch schön, wenn die Leute Schlange stehen für die Kunst“. Hans-Georg Küppers ist um lockere Sprüche nie verlegen. Jetzt läuft’s bei ihm eh wie am Schnürl. Der mit satter Mehrheit wieder gewählte Kulturreferent hat die aufsehenerregende Wiedereröffnung des Lenbachhauses im Visier. Stardirigent Valery Gergiev sorgt als künftiger Chefdirigent der Philis wohl noch länger für Gesprächsstoff.
Da sind die jüngsten Zahlen der Villa Stuck so was wie die Extraportion Sahne: Fast 95000 Besucher wollten die Sammlung des kunstsinnigen Playboys Gunter Sachs sehen. Damit ist die eben beendete Ausstellung die erfolgreichste in der Geschichte des Museums.
Aus dieser Perspektive lässt es sich jedenfalls entspannt in die Zukunft blicken. Zumal der große Geburtstag des Ur-Hausherrn ansteht: Vor 150 Jahren wurde Franz von Stuck geboren – am Geburtstagswochenende, dem 23. und 24. Februar, startet das Festprogramm mit freiem Eintritt in die historischen Räume der Villa, Party, Führungen und angesagten Tweetups – über Twitter werden Eindrücke live in die mehr oder weniger weite Welt gepostelt, und wer in Timbuktu oder Tettenweis (dem Geburtsort des Künstlerfürsten, wo am 23.2. ein Lichterumzug durchs Dorf zieht) sitzt, kann problemlos und direkt mitzwitschern.
Im Herbst folgt dann die Ausstellung zum Jubiläum. Ausgehend vom Gesamtkunstwerk, das sich Stuck mit seiner Villa hoch über der Isar schuf, geht es Kuratorin Margot Brandlhuber um das Domizil im internationalen Kontext. Im Fokus stehen also weitere berühmte Künstlerhäuser. Zur Auswahl – ob noch existent oder zerstört – gehören William Morris’ Red House, die Villa von Fernand Khnopff, Schwitters MERZbau in Hannover oder das Haus von Max Ernst in Arizona. Ein spannendes Projekt, das gleichzeitig sehr private wie repräsentative Seiten der Künstler vermittelt (ab 21.11.).
Und sonst? Gibt’s in diesem Jahr unkonventionellen, fantasievollen Schmuck aus München und Oslo (ab 7. März). Mit dem Architekten und Theatervisionär Friedrich bzw. Frederick Kiesler wird ein faszinierender Utopist vorgestellt (ab 21.3.). Und neben zwei Ausstellungen der jungen Reihe Ricochet – Martin Brand aus Bochum wirft einen Blick auf Subkulturen, der Engländerin Anna Barriball geht es um Oberflächenstrukturen – wird Richard Jackson neben seinen raumfüllenden Installationen die Malmaschine anwerfen. Farbexplosion inklusive. Wenn’s arg ausufert, muss die komplette Museummannschaft schrubben. Auch Direktor Michael Buhrs. Meint er.
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