Trotz Corona-Lockdown: Museum auf der Wiese
München - Der Kunstherbst ließ sich richtig gut an - und nirgends ist man außerhalb der eigenen vier Wände so sicher wie in den Museen. Das müssen wir an dieser Stelle unbedingt noch einmal loswerden.
München: Eine Stadt voller Kunst
Doch München ist so prall gefüllt mit Kunst, dass man die Zeit bis zur Wiedereröffnung der Sammlungen auch draußen leicht überbrücken kann. In den nächsten Tagen stellen wir Werke im öffentlichen Raum vor, die etwas mehr Aufmerksamkeit verdient haben, als das gemeinhin der Fall ist.
Vor den Toren der Pinakotheken zum Beispiel breitet sich ein formidabler Skulpturenpark aus. Kommt man von der Ludwigsstraße her, bietet sich gleich das Türkentor als Auftakt an. Seit genau zehn Jahren ruht dort Walter De Marias "Large Red Sphere" aus glänzendem roten Granit.

Wer will hier der Kunst die Aura absprechen? Vor der mächtigen roten Kugel mit ihrer physischen Präsenz nicht andächtig zu werden, ist fast unmöglich. Hier kann man über die Welt sinnieren, über Werden und Vergehen - oder sich die 25 Tonnen Gewicht vergegenwärtigen.
Kunst aus Stahlteilen trotzt Wind und Wetter
Von dort aus führt der Weg direkt zu Eduardo Chillidas "Buscando La Luz", was in etwa "das Licht suchend" heißt. Wie drei nicht ganz zarte Grazien stehen die acht Meter hohen gewalzten Stahlteile da und behaupten sich gegen Wind und Wetter - was ihnen in München leichter fallen dürfte als in der Heimat des baskischen Bildhauers am Meer. Tatsächlich gilt das aus drei Trichtern bestehende Werk als letzte Großplastik Chillidas, er starb 2002 im Jahr der Eröffnung der Pinakothek der Moderne.
Vis-à-vis blickt man auf das Klenze-Portal der Alten Pinakothek, das von zwei Löwen bewacht wird. Ernst Mayer, ein Professor an der Polytechnischen Schule, hat sie in den 1830er Jahren geschaffen. Von Mayer stammen u. a. auch einige Gräber auf dem Südfriedhof und die Kolossalstatuen des Thukydides und Homer vor der Staatsbibliothek. Zu sehen sind heute aber nur noch Kopien.

Von brüllenden Löwen bis gerosteter Stahlplastik
Von den brüllenden Löwen aus bietet sich ein Rundgang vor der Alten Pinakothek entlang der Theresienstraße an. Die inzwischen gelb gefärbten Kastanien bilden einen poetischen Hintergrund zu Alf Lechners edel gerosteter Stahlplastik "Zueinander" von 1999. Das Verkeilen von Blöcken und Flächen ist typisch für den Münchner Künstler, der sich in einem Steinbruch in Obereichstätt den Traum vom eigenen Skulpturenpark erfüllt hat.
Mitten auf der Wiese räkelt sich eine zweiteilige Liegefigur von Henry Moore in der Sonne. Das 1970 entstandene Werk muss man umkreisen, Moore selbst war fasziniert von der Allansichtigkeit seiner endlos deutbaren Gestalten.

Kunst rund um die Münchner Pinakotheken
Richtung Westen zur TU hin scheint Erich Hausers "Doppelsäule" von 1970 zu gestikulieren. Der Bildhauer aus dem württembergischen Rottweil hat mit industriell vorgefertigte Stahlplatten gearbeitet, die nach dem Prinzip der Montage zusammengeschweißt sind.
Nebenan blicken zwei Rösser und ein Streitwagenlenker in die Ferne. Tier und Mensch sind in dieser "Großen Biga" zu einer Einheit verschmolzen. Hier zeigt sich der Pferdenarr Fritz Koenig, der leider erst durch eine Katastrophe weltberühmt geworden ist: Seine Kugelkaryatide hat den Einsturz des Word Trade Centers schwer beschädigt überstanden.
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