Total Banane? Dieses Obst-Kunstwerk soll für eine Millionensumme versteigert werden
Bananen reifen schnell. Gerade liegen sie noch grüngelb und hart im Supermarktregal, zu Hause kann man dann bei der Bräunung zuschauen wie ungefähr bei den Bratwürsten auf dem Christkindlmarkt. Maurizio Cattelan weiß das. Deshalb wird seine vermutlich bald millionenschwere Banane alle sieben bis zehn Tage durch eine neue ersetzt. Selbstverständlich nach detaillierten Anweisungen. Es handelt sich schließlich um ein Kunstwerk, und dessen Instandhaltung kann man nicht jedem x-beliebigen Obsthändler überlassen.
So simpel: eine Banana und ein Klebestreifen
Dabei ist das verrückte Ding mit dem vielsagenden Titel "Comedian" ganz simpel. Es braucht nur ein Stück weiße Wand und einen ordentlichen Streifen Panzerband, eine Banane natürlich und vielleicht noch einen Assistenten, der sie beim Ankleben hält. Der italienische Bildhauer mit Hang zu mindestens skurrilen Skulpturen dürfte es allein geschafft haben: 2019 auf der Art Basel Miami Beach. Das ist die eher abgedrehte Ausgabe der Schweizer Super-Messe.
Damals hat dieses Eat-Art-Objekt für einen Wirbel gesorgt wie zuvor nur Banksys Schredder-Bild. Der Preis war ja auch beträchtlich: 120.000 Dollar für eine Banane! Für ein geistreiches Readymade sind das Peanuts, man denke an Marcel Duchamps Flaschenständer oder sein legendäres Pissoir. Das muss einem erst mal einfallen. Der georgisch-amerikanische Aktionskünstler David Datuna war jedenfalls so begeistert, dass er die Banane spontan von der Wand riss und verdrückte. Die Medien überschlugen sich - und Cattelan lächelte.
Cattelan führt den Kunstbetrieb ad absurdum
Aus gutem Grund. Denn was sich der 64-Jährige sonst ausgedacht hatte, war deutlich aufwendiger. Das reicht von Papst Johannes Paul II., der von einem Meteoriten niedergestreckt wird, über einen betenden kleinen Hitler – vor Jahren im Haus der Kunst zu sehen - bis zur funktionstüchtigen Toilette aus 18-karätigem Gold. Geschmacklos ist das nicht, vielmehr führt Cattelan den Kunstbetrieb ad absurdum. Und das mit reichlich Humor.
Snack für einen hungrigen Studenten
Ein Witzbold war übrigens auch Noh Huyn-soo aus Seoul. Der Student ging im Frühjahr 2023 angeblich ohne Frühstück aus dem Haus und griff im Leeum-Museum vor lauter Hunger zur Cattelan-Banane. Deren Schale pappte er dann wieder fein säuberlich an die Wand. Es gibt ein Video von der Aktion - Noh Huyn-soo wollte mit der Zerstörung also selbst eine Art Kunstwerk schaffen. Das Video hat inzwischen über drei Millionen Abrufe.
Eine weitere Banane befindet sich in der Sammlung des Guggenheim Museums in New York. Drei "originale" Exemplare gibt es, der letzte, nicht museale "Comedian" wird am 20. November bei Sotheby's versteigert. Das Auktionshaus erwartet mindestens eine Million US-Dollar. Davon müsste man für den leider verstorbenen David Datuna und selbst für Noh Huyn-soo etwas abzweigen. Ihre Bananen-PR ist kaum zu überbieten.
- Themen:
- Haus der Kunst
- Päpste