Streit um Moschee-Kathedrale in Córdoba
Die Mezquita in Córdoba war einst eine der bedeutendsten Moscheen der islamischen Welt. Mittendrin errichteten die Christen später eine Kathedrale.
Wem gehört die Mezquita in Córdoba? Um die imposante Moschee-Kathedrale in der südspanischen Metropole ist ein Streit entbrannt. Die katholische Kirche hatte das Bauwerk, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Spanien, 2006 – gegen eine Gebühr von 30 Euro – als ihr Eigentum registrieren lassen.
Dieser Vorgang blieb jahrelang von der Öffentlichkeit unbemerkt, bis nun eine Bürgerinitiative Protest erhob. Sie sieht in der Eintragung des Sakralgebäudes als Eigentum der Kirche eine „widerrechtliche private Aneignung eines öffentlichen Guts“.
Die Initiative verlangt, die Mezquita in öffentlichen – also staatlichen - Besitz zu überführen. Sie sammelte für ihr Anliegen in wenigen Tagen mehr als 100 000 Unterschriften, darunter die von Schriftstellern wie Antonio Gala oder José Manuel Caballero Bonald sowie des früheren Unesco-Generaldirektors Federico Mayor Zaragoza. Die Regionalregierung von Andalusien, eine Koalition von Sozialisten (PSOE) und Vereinter Linker (IU), lässt in einem Rechtsgutachten prüfen, ob eine Überführung des architektonischen Juwels in staatliches Eigentum möglich ist.
Symbol des Zusammenlebens der Religionen
„Die andalusische Regierung will die Mezquita enteignen“, titelte die rechtsliberale Online-Zeitung „Libertad Digital“. Der Bischof von Córdoba, Demetrio Fernández, hüllt sich zu dem Zwist bisher in Schweigen. Das Domkapitel äußerte sich „überrascht“ vom Vorgehen der Regionalregierung. Die Kirche verwalte den Gebäudekomplex seit fast 800 Jahren, und nie sei ihr Eigentum infrage gestellt worden, heißt es in einem Kommuniqué.
Córdoba war im 10. Jahrhundert, als weite Teile der Iberischen Halbinsel unter maurischer Herrschaft standen, die Hauptstadt eines Kalifats. Die Moschee wurde ständig erweitert und zur bedeutendsten islamischen Pilgerstätte im Westen.
Nach der Rückeroberung der Stadt durch die Christen wurde sie in ein katholisches Gotteshaus umgeweiht. Im 16. Jahrhundert ließ Kaiser Karl V. mitten im Säulenwald des riesigen Betsaals eine Kathedrale errichten. Der Kaiser, der als König Karl I. über Spanien herrschte, soll später bei einem Besuch des Bauwerks seine Entscheidung bereut haben: „Ihr habt etwas gebaut, was es anderswo schon gibt, und etwas zerstört, was einzigartig war“, wird der Monarch in Geschichtsbüchern zitiert.
Das muslimische Erbe verdrängt
Die Bürgerinitiative hält dem Bistum vor, das Bauwerk vor allem als katholisches Gotteshaus zu präsentieren und muslimische Elemente zurückzudrängen. Der Begriff Mezquita (das spanische Wort für Moschee) verschwand aus der offiziellen Bezeichnung, das Bauwerk heißt nur noch „Kathedrale“. Damit bringe die Kirche den Titel des Weltkulturerbes in Gefahr, den die Unesco der Mezquita 1984 zusammen mit der Altstadt von Córdoba verliehen hatte, meinte die Bürgerinitiative. Diese Auszeichnung habe Córdoba nicht nur wegen seiner architektonischen Schätze erhalten, sondern auch dafür, dass die Stadt als ein Symbol für das Zusammenleben von Religionen und Zivilisationen gelte.
Der konservative Bürgermeister José Antonio Nieto meinte, er sehe keinen Grund, an den Eigentumsverhältnissen zu rütteln. Mehrere Juristen, die von der konservativen Zeitung „ABC“ befragt wurden, gaben der katholischen Kirche Recht. Nach der Rückeroberung Córdobas durch die Christen im Jahr 1236 habe König Ferdinand III. die Mezquita dem Bistum zugesprochen, betonten die Experten. Die Registrierung als kirchliches Eigentum entspreche der geltenden Gesetzgebung, die auch von der sozialistischen Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero (2004-2011) nicht angetastet worden sei.
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