Stefan Hunsteins Projekt "Musée Imaginaire"

Stefan Hinsteins Projekt „Musée Imaginaire“ in der Galerie Häusler contemporary in der Maximilianstraße
von  Roberta De Righi
Der Künstler und Schauspieler Stefan Hunstein.
Der Künstler und Schauspieler Stefan Hunstein. © Dorothee Falke

Stefan Hunsteins Projekt "Musée Imaginaire" in der Galerie Häusler contemporary in der Maximilianstraße

Ich erlöse den Diskurs über die Kunst vom leeren Gerede über Technik, Markt und Kommerz." Selbstbewusst und offensiv beschreibt Stefan Hunstein sein aktuelles Projekt des "Musée Imaginaire". Der Münchner Schauspieler und Foto-Künstler, der unter Dorn und Johan Simons am Resi und an den Kammerspielen spielte, porträtierte unter anderem das ewige Eis der Arktis, wagte den "Blick in den Himmel" und lädt jetzt zur etwas anderen Bildbetrachtung in die Galerie Häusler contemporary ein – frei nach André Malraux.

Der französische "Abenteurer" des Geistes, Publizist und Politiker trug einst für eine Buchreihe rund 23 000 Bildwerke aus allen Kulturen zusammen – was erst durch die Fotografie möglich geworden war: Eine erste globale Bildenzyklopädie. Hunstein geht nun noch einen Schritt weiter: "Ich möchte, dass sich das Bild Wort für Wort aus dem Reichtum der Erzählung vor dem inneren Auge des Zuhörers entfaltet."

Lesen Sie auch Stefan Hunsteins Rede über die Schauspielerin Gisela Stein

Tableaux sucht man also an den Wänden der Galerie vergebens, es gibt nur eine rechteckige helle Projektionsfläche. Davor beschreibt der Sprach-Hypnotiseur in fünf bis zu 25 Minuten langen, teilweise selbst verfassten Texten zwei Gemälde, eine Zeichnung, eine Fotografie und eine Skulptur. Wichtig ist ihm: "Es ist keine Lesung, ich spreche aus dem Gedächtnis."

In der Wirkung ist das wesentlich unmittelbarer. Man muss sich auf den Fluss der Worte einlassen. Dann nimmt das Beschriebene vor dem geistigen Auge immer konkreter Gestalt an. Hunstein fügt hinzu: "Was mich interessiert, sind auch die Möglichkeiten, die in einem Bild stecken. Wie könnten die Geschichten, die in der Momentaufnahme angedeutet werden, weitergehen?"

Eine Fortsetzung hat er schon im Kopf

Ironisch und ein bisschen kokett beschreibt er den Nährboden für seinen Entschluss, sich einer völlig immateriellen Kunst zu widmen: "Ich hatte keine Lust mehr, meine Werke für Ausstellungen ständig die Treppen rauf und runter zu schleppen. Darum dachte ich mir, lasse ich sie einfach weg." Außerdem wollte der Grenzgänger zwischen den Genres mal wieder etwas Neues ausprobieren. Hunstein: "Es gibt diesmal nichts zu kaufen. Die Performance ist nachhaltiger als eine Verkaufsausstellung." Denn der Markt nervt ihn, auf dem die Kunst inzwischen wie eine Aktie gehandelt wird: "Dabei ist das Erlebnis, das die Kunst bieten kann, doch das Wesentliche!", beschwört er die Bedeutung des Wahren, Guten und Schönen.

Eine Fortsetzung hat er auch schon im Kopf, "Erinnerungsarbeit" mit ikonischen Bildern zur Deutschen Geschichte, am besten im "white cube" eines Museums. Und wer wäre für eine derartige Performance geeigneter als Stefan Hunstein, der Hexenmeister für Ohr und Auge? Wer sich auf seinen Vortrag einlässt, sieht womöglich am Ende das beschriebene Bild tatsächlich an der weißen Wand. Ob der Zaubertrick funktioniert, wissen die Geister. Und ihr Meister natürlich.

Galerie Häusler contemporary (Maximilianstr. 35), Di 2./Mi 3./Do 4. Mai, jeweils 20 Uhr, So 7. Mai um 12 Uhr; nur mit Voranmeldung unter muenchen@haeusler-contemporary.com

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.