Stadtmuseum-Generalsanierung verzögert sich bis mindestens 2020
München - Gasteig-Umzug und -Sanierung, neues Volkstheater, neuer Konzertsaal – lauter teure Bauprojekte hat sich München im Kulturbereich vorgenommen. Dabei will die Stadtkämmerei in Erwartung niedrigerer Steuereinnahmen sparen. Da fällt es kaum auf, dass eine zentrale Baustelle in den Hintergrund gerückt ist: das Münchner Stadtmuseum, mit seinen Sammlungen aus vielen Jahrhunderten quasi das Bildgedächtnis der Stadt. Die Sanierung des mehrteiligen Gebäudekomplexes zwischen St. Jakobsplatz, Oberanger und Rosental und die inhaltliche Neukonzeption des Museums stehen aber schon lange auf der Agenda.
2013 ging man von Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro aus
2013 war europaweit ein Bewerbungsverfahren für den Umbau ausgeschrieben worden, von Kulturreferent Hans-Georg Küppers als "Jahrhundertentscheidung" angekündigt. Im Herbst 2015 ging das im Münchner Stadtbild vielerorts präsente Büro Auer Weber Assoziierte als Sieger hervor. Die Kosten wurden damals auf 100 Millionen Euro geschätzt.
Bis August dieses Jahres dauerte die Phase der Vorplanung, die sich vor allem im Hinblick auf eine realistische Kostenschätzung als komplex erwies: Teils maroder Altbestand aus mehreren Epochen muss unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes auf den neuesten Stand der Museumstechnik gebracht werden – zum Schutz der Exponate, aber auch für eine bessere und dabei barrierefreie Erschließung für die Öffentlichkeit.
Von einem Baubeginn 2018 spricht längst niemand mehr. Im Gegenteil. Für die nächsten eineinhalb Jahre muss das Stadtmuseum sogar noch als Interims-Quartier herhalten: Einige der Läden, die aus dem benachbarten Ruffinihaus am Rindermarkt wegen dessen Renovierung ausziehen mussten, werden vom Kommunalreferat als Vermieter vorübergehend in Erdgeschoss-Räumen des Stadtmuseums untergebracht. Oberste Priorität für die Museumsbaustelle sähe wohl anders aus.
Jetzt sollen Sanierung und Umbau 200 Millionen Euro kosten
"Im ersten Quartal 2018 wird der Stadtrat über das weitere Vorgehen entscheiden", erklärt Stadtmuseums-Direktorin Isabell Fehle. Wenn er zustimmt, können die Architekten zur Werkplanung schreiten. Laut Fehle wird derzeit ein Baubeginn für 2020/21 anvisiert, die realen Kosten für Sanierung und Umbau sollen dafür bei 200 Millionen Euro festgeschrieben werden.
Der Entwurf von Auer Weber beruht dabei im Wesentlichen darauf, dass sich der Museumskomplex quasi einmal umdreht: Während der Eingang heute noch versteckt im nur vom St. Jakobsplatz zugänglichen Hof liegt, soll das Haus für eine bessere Auffindbarkeit in Zukunft zur Stadtmitte hin Front machen und sein Eingang sich zum Rindermarkt/Rosental hin trichterförmig öffnen.
Der bisher zwar öffentlich zugängliche, aber nur für die Versorgung des Hauses genutzte Innenhof des Gsaenger-Traktes soll Herzstück des neuen Stadtmuseums sein: Das so genannte "Atrium" ist als eine Art Forum gedacht, mit Kaffeebar, Shop und dem Zugang zum 270 Sitze fassenden neuen Veranstaltungssaal, zu zwei Räumen für die kulturelle Bildung diverser Zielgruppen von Schülern bis Senioren sowie einem "Aktionsraum".
Eine Öffnung im doppelten Sinne ist das: Kerngedanke sei hier die Tatsache, dass das Atrium sowie das gesamte Erdgeschoss "für die internationale Stadtgesellschaft" ohne Eintrittskarte frei zugänglich sei, so Fehle.
In die Mitte des Atriums wiederum wird ein bis zum zweiten Obergeschoss aufgeständerter Kubus eingebaut, durch den die bisherigen Ausstellungsflächen erweitert und verbunden werden. Das Filmmuseum hingegen bleibt an seinem bisherigen Platz, ebenso das Stadtcafé, das sogar auf eine Öffnung zum Sebastiansplatz hin und zusätzliche Freischankflächen an dieser bis dato eher toten Ecke hoffen kann. Sicher ist indes nur eines: Es kann dauern, bis das neue Stadtmuseum Wirklichkeit wird. Geht man von einer etwa fünfjährigen Bauzeit aus, dürfte mit einer Fertigstellung nicht vor 2025/26 zu rechnen sein.
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