Pompeji: Der Tag, an dem Lava und Feuer kamen

„Pompeji – Leben auf dem Vulkan“ – die neue Ausstellung in der Hypo-Kunsthalle
von  Roberta De Righi

In Pompeij trappeln Italien-Touristen täglich zu Tausenden herum, doch aufgrund der Ignoranz italienischer Politiker und des maroden italienischen Staatshaushalts drohte die Ausgrabungsstätte lange Zeit zu zerbröseln. Jüngst gibt es Rettungsversuche, auch von der EU wurden viele Millionen Euro für den Erhalt in Aussicht gestellt. Denn die Ruinenstadt ist Symbol für Glanz und Untergang einer kultivierten, aber hochgradig dekadenten Gesellschaft.

Die schaudernde Faszination, die Pompeji aufgrund der spektakulären Zerstörung beim Ausbruch des Vesuvs 79 nach Jesus Christus bis heute ausübt, offenbart auch der Erfolg von Romanen zum Thema – von Edward Bulwer-Lytton bis Robert Harris. Zuletzt zeigte die Archäologische Staatsammlung 2009 „Luxus und Dekadenz am Golf von Neapel“.

Jetzt bietet die Ausstellung „Pompeji – Leben auf dem Vulkan“ in der Hypo-Kunsthalle anhand von Exponaten aus Pompeji, Herculaneum und Nola detailreiche Einblicke in den römischen Alltag – und macht das jähe Ende durch die brutale Macht von Feuer und Lava anschaulich. Die Präsentation entstand in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und war 2012 bereits in Halle zu sehen.

In München gibt es jedoch einige neue Objekte, das bedeutendste ist das Nymphäum aus Massa Lubrense. Die in Fragmenten erhaltenen Wandmosaiken einer Brunnenwand zeigen eine wunderbare Tier- und Pflanzenwelt. Sie wurden mithilfe der Hypo-Kulturstiftung restauriert.

Der Boden rund um den Vesuv war fruchtbar, die Landschaft wie gemalt. Reiche Römer hatten sich trotz der Bedrohung dort niedergelassen. „Schon fiel Asche, zunächst noch wenig. Ich schaute zurück. Hinter uns drohte dichter Qualm, der sich über die Erde ergoss und uns wie ein Gießbach folgte...“ Dank Plinius dem Jüngeren, der die Katastrophe als Augenzeuge überlebte und beschrieb, ist die Chronologie der 18 Stunden dauernden Eruptionen hervorragend überliefert. Seine Schilderungen waren so genau, dass man noch heute vergleichbare Vulkanausbrüche „Plinianische Eruptionen“ nennt.

Auf dem Rundgang durch die Schau kann man einen formvollendeten Bronze-Läufer aus der „Villa dei Papiri“ bewundern und die Schönheit einer Apollon-Statue, die so vor einer Foto-Wand mit dem Innenhof des „Haus des Menander“ präsentiert wird, dass man sich fast am Original-Standort wähnt. Skulpturen wie die Hunde, die einen Hirsch töten, zeugen aber auch von der Rohheit der Römer. Und einige Gladiatorenhelme dokumentieren die „Brot-und-Spiele“-Politik der römischen Kaiser.

Fast noch spannender als die Kunst- sind die Alltagsgegenstände, je nach Fundort, unterschiedlich gut erhalten. Da fandet sich die erstaunlich intakte hölzerne Gelage-Liege, fast unversehrtes Silbergeschirr, geschmolzene Gläser und sogar ein verkohlter Brotlaib.

Die bis zu 20 Meter hohe Schicht aus Asche und Bimsstein hatte die Menschen getötet, aber die Dinge konserviert. Die Hohlräume der Toten hatte man später zu Dutzenden mit Gips ausgegossen. Fünf dieser Figuren erzählen, obwohl gesichtslos, hier denn auch schmerzhaft realistisch von der menschlichen Tragödie am Fuße des Vesuv.

Zum Schluss lenkt die Schau den Blick auf die Rezeption in Kunst und Architektur – schließlich war die Campagna im 19. Jahrhundert Sehnsuchts-Ort deutscher Maler, Dichter und Denker. Empfohlen sei in diesem Zusammenhang aber eine Reise nach Aschaffenburg: Dort hat sich der sonst eher griechisch orientierte Ludwig I. mit dem Pompejanum hoch über dem Main den Nachbau einer römischen Villa errichten lassen.

Hypo-Kunsthalle, bis 23. März, Katalog (Hirmer) 29 Euro

 

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