Pinakotheken geben Nazi-Raubkunst zurück

Nazi-Verbrecher Martin Bormann ersteigerte das Bild einst für die NSDAP-Parteizentrale - jetzt sind die "Fischerboote bei Frauenchiemsee" zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgekehrt.
AZ/dpa |
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Das Gemälde "Fischerboote bei Frauenchiemsee" von Joseph Wopfner (1884, Öl auf Leinwand).
Das Gemälde "Fischerboote bei Frauenchiemsee" von Joseph Wopfner (1884, Öl auf Leinwand). © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

München - Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben ein Gemälde aus der NSDAP-Parteizentrale an seine rechtmäßigen Besitzer, eine jüdische Familie, zurückgegeben.

Rückgabe des Kunstwerks soll "zu mehr Gerechtigkeit" beitragen

Wie die Pinakotheken mitteilten, handelt es sich dabei um das Bild "Fischerboote bei Frauenchiemsee" des Malers Joseph Wopfner, das der Nazi-Funktionär und Kriegsverbrecher Martin Bormann im März 1942 bei einer Auktion in München für die NSDAP-Parteizentrale ersteigert hatte.

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Das Gemälde befindet sich nun wieder im Besitz der Familie Adelsberger-Isay. "Ich bin froh, dass wir Joseph Wopfners Gemälde an seine rechtmäßigen Besitzer zurückgeben können", sagte Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU).

"Den Familien Adelsberger und Isay wurde von den Nationalsozialisten großes Leid zugefügt: Sie wurden verfolgt, aus ihrer Heimat vertrieben und in Konzentrationslager verschleppt. Diese unsäglichen Gräueltaten können wir mit der Rückgabe des Kunstwerks nicht ungeschehen machen, sie soll aber zu mehr Gerechtigkeit beitragen."

Das Gemälde gehörte nach Angaben der Staatsgemäldesammlungen einst dem Nürnberger Spielwarenfabrikanten und Kunstsammler Abraham Adelsberger (1863-1940). Der überließ es 1933 seinem Schwiegersohn Alfred Isay (1885-1948) in Köln, der es auf der Flucht vor den Nationalsozialisten mit nach Amsterdam nahm.

Gemälde aus der Not heraus verkauft?

Doch dort wurden die Mitglieder der Familie ab Mai 1940 nach der deutschen Besatzung der Niederlande in Konzentrationslager verschleppt.

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Wann genau Isay das Gemälde von Wopfner weggab, konnte nicht geklärt werden. Die Indizien sprachen aber dafür, dass er es zur Zeit der deutschen Besatzung unter dem Druck der Verhältnisse in den Niederlanden aus der Not heraus verkaufte. Nach Kriegsende wurde es von der amerikanischen Militärregierung sichergestellt und in den Münchner Central Collecting Point überführt.

Die Familie begrüßte die Rückgabe nun: "Wir hoffen, dass diese Angelegenheit auf der ganzen Welt verbreitet wird, damit auch zukünftige Generationen die Geschichte der Familie Adelsberger-Isay während des schrecklichen Holocaust kennenlernen", sagte der Anwalt der Familie, Nathan Scheftelowitz.

Es ist das 20. Mal, dass die Staatsgemäldesammlungen nach der Washingtoner Erklärung von 1998 Raubkunst zurückgaben. "Jede Restitution dient der Bewusstmachung einstigen Unrechts, einstiger Lebensschicksale und oft auch der Verluste, Vertreibungen und Ermordungen", sagte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz.

Für die Familie ist die Suche nach ihrem Besitz damit aber noch lange nicht vorbei, wie Scheftelowitz sagte: "Die Sammlung Isay-Adelsberger enthielt noch eine Fülle von Gemälden und Porzellangegenständen, die zu unserem Bedauern noch nicht restituiert worden sind."

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