Olympia-Design in der Pinakothek: Spitzendesign für Spitzensport

Die Neue Sammlung widmet sich dem Design für Olympia - mit 350 Exponaten auf zwei Etagen der Pinakothek der Moderne.
Joachim Goetz |
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Die besonders windschnittigen eierförmigen Helme der deutschen Bobmannschaft von 1976.
Die besonders windschnittigen eierförmigen Helme der deutschen Bobmannschaft von 1976. © Fotos: Die Neue Sammlung / Kai Mewes

Die olympischen Winterspiele 2022 wollten wir nicht in München. Aber das 50. Jubiläum des Sommers von 1972 konnten wir groß feiern. Gefühlt die Hälfte aller Münchner Ausstellungshäuser hatte Olympisches im Programm - von Silvia Sommerlaths originalem Olympia-Dirndl und ihrem schnittigen gelben Mofa über die Olympia-Münzen bis hin zum legendären Nylonstrumpfmodell des Olympiadachs.

Wer da noch auffallen will, muss sich schon was Besonders einfallen lassen. Die Neue Sammlung in der Pinakothek der Moderne probiert es seriös mit "Design für Olympia". Man kommt aber wie auch viele andere Häuser nicht ohne Otl Aichers gestreiften Waldi und die immer noch fröhlich-frischen, in pastelligen Sommer-Tönen gehaltenen Plakate aus. Nicht schlimm. Schließlich begeistern diese sportlichen Poster, die einst unzählige Jugendzimmer schmückten, mit ihrer faszinierenden, geradezu zeitlosen Ästhetik auch heute noch.

Goldmedaillenverdächtige Mammutschau in der Pinakothek

Sie zählen zum zukunftsweisenden Erscheinungsbild von "Munich '72", dem Ausgangspunkt der Betrachtungen. Dann schaut man sich olympisch auf der ganzen Welt um, sommers wie winters. Man will die vielfältigen Verflechtungen Olympias mit Design abbilden - über hundert Jahre hinweg und unter Einschluss der Paralympics.

Daraus wird eine mit 350 Exponaten im EG und 2. OG aufwartende, geradezu goldmedaillenverdächtige Mammutschau der größten und ältesten Designsammlung der Welt.

Die Sammlung zeigt auch Plakate - allerdings nicht nur die offiziellen des Olympischen Komitees, sondern auch Protestplakate wie dieses hier.
Die Sammlung zeigt auch Plakate - allerdings nicht nur die offiziellen des Olympischen Komitees, sondern auch Protestplakate wie dieses hier. © Die Neue Sammlung / Kai Mewes

Aber es findet keine bedingungslose Beweihräucherung der vor 50 Jahren abgehaltenen legendären Veranstaltung statt. Diese ist zwar mit vielen Fotografien und Plakaten, mit der Duscheinheit namens Nizza von Werner Wirsing und Günter Eckert sowie der von Nick Roericht entwickelten Sitzschale des Stadions vertreten. Aber man schaut auch kritisch hin. Etwa auf die Nähe des Spitzensports zur Politik. Was ja auch schon in der Antike eine große Rolle spielte.

Olympia: Ausrüstung wird zum bedeutenden Faktor

Damals herrschte unter den ewig zerstrittenen Griechen während der Spiele - zumindest für die Athleten auf der Reise dorthin - eine heilige Waffenruhe. Wie wenig man sich über den Weg traute, zeigt sich allerdings schon daran, dass die Athleten - und nach einem Vorfall bald auch die Trainer - die Wettkämpfe unbekleidet absolvieren mussten. Doch die Einsicht siegte: Das alle vier Jahre abgehaltene kultisch-kulturelle Sportspektakel im Hain von Olympia wurde zum Symbol innerstaatlicher Einheit. Was Baron de Coubertin zur Idee der modernen Olympischen Spiele inspirierte.

Nackt zum Kampf antreten muss heute freilich niemand mehr. Im Gegenteil: Die Ausrüstung des Sportlers wird zum bedeutenden Faktor. Was zu einer Art Rüstungswettlauf der Ausstatter führt. Schließlich will man den letzten Zentimeter, die letzte Hundertstel Sekunde herausholen. Zur Reduktion des Energieverlusts wird ständig an technischen Details, Materialien und Formen herumgetüftelt. Beim Rennrodel oder Skisprung-Anzug passt man die technische Ausstattung individuell an die Sportler an. Sportschuhe und Wurfgeräte stammen meist aus serieller Produktion. High-Tech-Hybride aus Serie und Spezialanfertigung stellen Monoski oder Rennrollstuhl für die Paralympics dar.

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Ein Bahnrad aus dem Jahr 2020
Ein Bahnrad aus dem Jahr 2020 © Fotos: Die Neue Sammlung / Kai Mewes

Die Innovationen wirken dann auf den Breitensport zurück und prägen damit unser Leben. Gezeigt werden auch Sportgeräte und Bekleidungen, die von den internationalen Dachverbänden zum Wettkampf nicht zugelassen oder gar verboten wurden. Zu sehen: die speziell für voluminöses Haar entwickelte Badekappe Soul Cap oder die besonders windschnittigen eierförmigen Helme der deutschen Bobmannschaft von 1976.

Auch die Geschichte der Olympia-Plakate wird aufschlussreich durchleuchtet. Das erste Exemplar schuf 1912 ein Künstler für Stockholm. Ab 1948 nahmen sich nur noch professionelle Grafiker der zweidimensionalen Kreationen an. Auch die Politik mischte mit. So streckte für die Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen der athletische Protagonist den rechten Arm steil nach oben. Hitlergruß oder Siegerpose? Auf jeden Fall: die Bildsprache der NS-Propaganda.

Die immer enger werdende Verbindung zwischen Olympischen und Paralympischen Spielen, die 1972 in Heidelberg noch "Weltspiele der Gelähmten" hießen, demonstriert das offizielle Plakat von Vancouver 2010. Es besteht aus zwei Teilen, die nur zusammen ein vollständiges in blauen und grünen Tönen gehaltenes Motiv bilden - ein stilisiertes Ahornblatt mit Wellenformen, die an Landschaft und Skipisten erinnern.

Bis 3. Oktober 2022, täglich 10 bis 18 Uhr, Donnerstags 10 bis 20 Uhr, Montags geschlossen, Katalog für 29,80 Euro

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