Maler Joseph Mader und die Ungerechtigkeit der Zeit
Er war einer der Künstler der "verschollenen Generation": Der Maler Joseph Mader (1905 bis 1982) gehört zu jenen jungen Talenten, die in der Weimarer Republik eine vielversprechende Karriere begannen, Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg mehr schlecht als recht überlebten - den Anschluss an die wechselnde Realität verloren und von den Zeitläuften des 20. Jahrhunderts an den Rand gespült wurden.
Joseph Mader, Sohn eines Lehrers, wuchs in Landshut auf, und wurde bereits mit 17 Jahren an der Kunstgewerbeschule in München bei Richard Riemerschmid aufgenommen: Seine frühen Zeichnungen offenbaren einiges an Talent. Später setzte er sein Studium an der Kölner Werkschule fort. Dort wurde für ihn die französische Malerei der Moderne zur Offenbarung, die er durch seinen Lehrer Friedrich Ahlers-Hestermann, selbst Matisse-Schüler, kennen und schätzen lernte.
Späte Würdigung für Joseph Mader
Maximilian Mader, Enkel des Malers, der den Nachlass des Großvaters pflegt, will nun mit einer Publikation und Ausstellung dafür sorgen, dass dessen Oeuvre eine späte Würdigung erfährt. Maximilian Mader: "Nicht für Ruhm und Ehre, sondern weil ich glaube, dass seine Kunst es wert ist, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Auch, weil in seinen Bildern und im umfangreichen Briefwechsel mit seinem Bruder eine bestimmte Lebenshaltung zum Ausdruck kommt."
Nach seinem Abschluss der Ausbildung als Maler und Graphiker lebte und arbeitete Mader zunächst im Atelier seines Freundes und Kollegen Fritz Müller in der Zieblandstraße in der Maxvorstadt, ehe er 1933 ein eigenes Atelier in der Maillingerstraße 19 bezog - bis das Haus 1945 ausgebombt wurde. Ebenfalls 1933 konnte Mader auch in der Galerie des Beckmann-Förderers Günther Franke mit Müller und Max Wendl ausstellen. Der Verleger Reinhard Piper wurde auf ihn aufmerksam und kaufte Arbeiten.
Maders Malerei passt nicht ins Schema der NS-konformen Kunst
Die kolorierte Federzeichnung "Im Zirkus" von 1929, die dem Lenbachhaus gehört, bringt Maders zeichnerisches und kompositorisches Können sowie sein Gespür für Farbwirkung beispielhaft zur Geltung: In dem Bild eines Bändigers mit vier Tigern wird die gespannte Energie zwischen Mensch und Tier spürbar.
Nach der Machtergreifung der Nazis wurde es schwieriger für ihn. In ihrer kubistisch-symbolistischen, also "französischen" Kunstauffassung passte seine Malerei nicht ins Schema der NS-konformen Kunst. Immer wieder bewarb er sich zwar noch bei Ausstellungen, aber ohne Erfolg.
Ablehnung des Kriegs als "Gottlosigkeit"
In der "Mythologischen Szene" von 1936, in der dunkle Umrisslinien ähnlich wie bei Beckmann formal prägend sind, bleiben die Figuren in der Landschaft gesichtslos. In den folgenden Jahren schuf Mader dennoch einige christliche Wandmalereien für Kirchen in Niederbayern. Sein tiefer Katholizismus war es auch, die ihn den Krieg als "Gottlosigkeit" ablehnen ließ.
1941 heiratete er seine Frau Cäcilie und wurde er als Sanitäter in Freising stationiert, in dieser Zeit entstanden einige gezeichnete Porträts aus der Kaserne. Als sein Münchner Atelier im Januar 1945 zerstört wurde, hatte seine Frau seine Bilder bereits nach Moosburg gebracht. Nach Kriegende zog Mader in die Heimatstadt seiner Frau, wo er in für ihn und seine Familie lange Zeit bedrückenden finanziellen Verhältnissen lebte und arbeitete - aber dennoch ein umfangreiches Werk schuf.
"Lange Zeit lang malte mein Großvater vorwiegend in Pastell und Tempera, weil das günstiger war als Ölfarben", erläutert Maximilian Mader, der ein Jahr nach dem Tod des Großvaters geboren wurde. Die Aquarellzeichnung "Singender Vogel (Ruinenlandschaft)" von 1948 wirkt wie ein Sinnbild des Aufatmens.
Maders Kunst wurde wieder farbiger, seine Sujets blieben Tiere - und die Natur. Das Land zwischen Isar und Amper wurde ihm zum Refugium, im Naturerleben fand er Kraft und einen reichen Motivschatz. "Je mehr er die Natur beobachtet, umso geheimnisvoller erscheint sie ihm.", schreibt der Kunsthistoriker Rainer Zimmermann in seinem Werk über die "verschollene Generation". Es entstanden "Krötentümpel" (1947) oder "Junger Stier" (um 1965/70); die eindrückliche "Nachtszene" von 1952 wiederum wirkt in ihrer Nähe von Mensch und Tier stark in der Vorkriegs-Moderne verhaftet. Auch eine Ausstellung 1955 im Lenbachhaus brachte keinen neuen Durchbruch.
Eine fast paradiesische Ruhe
Tragischerweise wurde erst 1972, "das Sterbejahr seiner Frau zu einem Wendepunkt", so Maximilian Mader. Der Großvater konnte damals in München ein großes Gemälde für 6.000 Mark verkaufen. Die letzten zehn Jahre seines Lebens waren schließlich auch nicht mehr von Existenzsorgen geprägt. Ein Gemälde wie die "Abendliche Auenlandschaft" von 1974 bringt denn auch eine fast paradiesische Ruhe zum Ausdruck.
Derzeit arbeitet der Münchner Kunsthistoriker Felix Billeter an einem Buch, dessen Erscheinen - vor Corona - für Ende 2021 geplant war. Ebenfalls angedacht, aber nun vermutlich mit Verzögerung, ist eine Schau im Kunstmuseum Penzberg für 2022. Joseph Maders eigenwilliges Werk lohnt auf jeden Fall die eingehende Betrachtung.
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