Landschaftsmaler August Seidel: München vor 140 Jahren
München - Der Landschaftsmaler August Seidel hat in den 1880er Jahren Hunderte Aquarelle seiner Heimatstadt gemalt. Sie zeugen vom Leben und alten Gemäuern vor der Gründerzeit, in der vieles für immer verschwand. Die AZ zeigt eine Auswahl aus dem Bilderschatz.
München vor 140 Jahren: Baumstämme auf dem Stadtmühlbach
Auf dem Stadtmühlbach mitten im Lehel werden Baumstämme angeschwemmt, hinter der Frauenkirche striegeln Männer ihre Pferde; dort, wo heute der Hauptbahnhof eine Großbaustelle ist, klaffen riesige Gruben vom Sandabbau: Ende des 19. Jahrhunderts hat der weitgehend unbekannte Münchner Landschaftsmaler August Seidel (1820-1904) Hunderte romantische Aquarelle von seiner Heimatstadt gemalt.
Seine Bilder sind heute wichtige Zeugnisse des in weiten Teilen verschwundenen alten Münchens.

Wo sind die Werke von Maler August Seidel hin?
Etwa die Hälfte von Seidels Aquarellen gelten als verschollen. Die Hauptwerke der anderen Hälfte – 260 Aquarelle vorwiegend aus dem Stadtmuseum und von privaten Sammlern – sind nun erstmals in einem prächtigen Bildband erschienen ("August Seidel, Romantische Aquarelle von Alt-München", Anton H. Konrad Verlag, 39,80 Euro).
Ein Münchner Raketenforscher hat die Stiftung gegründet
Zu verdanken ist das dem Münchner Raketenforscher Robert Schmucker (TU), der selbst leidenschaftlich Seidel-Bilder sammelt. Er hat vor zehn Jahren die Stiftung Forschungsstelle August Seidel gegründet, Leiter und Buchautor Frank Meißner hat jahrelang zu Seidel geforscht.

"A oids Buidl von München is mehra wert ois a Brillant"
Für Richard Bauer, den früheren Direktor des Stadtarchivs, sind die Bilder ein Schatz, der "die bedrohte historische Bausubstanz und Altmünchner Lebenswirklichkeit" überliefert. Bei der Buchtaufe im Künstlerhaus zitiert er Karl Valentin: "A oids Buidl von München is mehra wert ois a Brillant."
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