Geldgeber gesucht

Fürs Haus der Kunst ist das ein harter Schlag: Zwei Jahre vor der geplanten Sanierung zieht sich mit der Schörghuber-Gruppe ein wichtiger Sponsor zurück. War das Programm nicht populär genug?
von  Christa Sigg

Fürs Haus der Kunst ist das ein harter Schlag: Zwei Jahre vor der geplanten Sanierung zieht sich mit der Schörghuber-Gruppe ein wichtiger Sponsor zurück.Ist das Programm nicht populär genug?

Letzten Herbst posierten die beiden noch freudestrahlend vor der Kamera. In der Hand hielten Alexandra Schörghuber und Okwui Enwezor einen überdimensionalen Papp-Scheck, wie man das eben tut, wenn größere Summen öffentlichkeitswirksam gespendet werden. 380.000 Euro hatte die Großunternehmerin locker gemacht. Allerdings nicht fürs Haus der Kunst, wo die Übergabe stattfand. Sondern für Münchens Kinder. Direktor Enwezor konnte damals natürlich nicht ahnen, dass sich die Schörghuber-Gruppe Ende dieses Jahres aus seinem renommiertem Kunsttempel zurück ziehen würde – und der „Ersatz“ schon auf dem Scheck stand.

Eine halbe Million Euro flossen bislang jährlich ins Haus der Kunst. Das sind zwischen fünf und zehn Prozent des Gesamtetats, der zur Zeit über 4 Millionen Euro beträgt. Der laufende Betrieb wird durch die Streichung zwar nicht gefährdet, aber nach so vielen Jahren der Kooperation ist das ein empfindlicher Einschnitt. Sie bestand seit 1992, bei der Gründung der Haus der Kunst GmbH wurde der 1995 verstorbene Seniorchef Josef Schörghuber Gesellschafter. Seither konnte das Ausstellungshaus an der Prinzregentenstraße auf regelmäßigen Finanzbeistand zählen, insgesamt waren das in 23 Jahren über 16 Millionen Euro. Zudem steht ab 2016 die rund 60 Millionen teure Sanierung des Troost-Baus durch den Stararchitekten David Chipperfield an.

Statt Kunst sollen Kinder gefördert werden

Mit dem Haus der Kunst und dessen Programm hätte dieser Rückzug überhaupt nichts zu tun, unterstreicht Bernhard Taubenberger, der Sprecher der Schörghuber Unternehmensgruppe, die 2013 einen Umsatz von rund 740 Millionen und einen Gewinn (nach Steuern) von immerhin 85 Millionen Euro verzeichnen durfte. Das bedeute kein grundsätzliches Nein zur Kunst- und Kulturförderung. Man wolle sich beim gesellschaftlichen Engagement einfach neu aufstellen. „Die 500.000 Euro, die das Haus der Kunst bisher erhalten hat, geht nun eins zu eins an die Josef Schörghuber Stiftung für Münchner Kinder“, ergänzt Taubenberger.

Und wer Alexandra Schörghuber, die Witwe vom Sohn des Unternehmensgründers, Stefan Schörghuber, bei entsprechenden Veranstaltungen erlebt, spürt schnell, dass sich die 55-jährige Pfarrerstochter benachteiligten Kindern besonders verbunden fühlt.

Im Haus der Kunst respektiert man die Entscheidung. Was bleibt dem Direktor und seiner Mannschaft anderes übrig. Das Verhältnis sei immer gut gewesen, heißt es. Auch dass in keiner Weise Einfluss aufs Programm genommen wurde, betont Pressesprecherin Elena Heitsch.

Seit Ai Weiwei (2008) gab es allerdings keinen Publikumsmagneten mehr. Und selbst Matthew Barneys „River of Fundament“ erwies sich entgegen aller Erwartungen (oder waren es doch eher Hoffnungen?) nicht als Renner. Nach außen verkünden Sponsoren zwar gerne, keinesfalls auf Besucherzahlen zu schielen. Trotzdem wird keiner bestreiten, dass populäre Ausstellungen der Laune zuträglicher sind als Flops. Zumindest alle zwei Jahre hätte es für den abspringenden Sponsor eine richtig erfolgreiche Schau sein dürfen, vermutet man im Haus der Kunst.

Sollen Enwezors hoch ambitionierte Pläne à la longue nicht zum Sparprogramm schrumpfen, müssen sich neue Mäzene einfinden. Erst recht, wenn ressourcensprengende Großprojekte wie das von Barney ins Haus geholt werden.

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