Finale im Stadtmuseum

Winterabende sind lang, aber wer Erleuchtung und Zerstreuung sucht, der ist im Stadtmuseum in den nächsten zwei Monaten genau richtig: Unter dem Motto "Hin und weg" verabschiedet sich das Haus ab morgen mit einem üppigen Programm von seinem Publikum, ehe es ab 8. Januar 2024 für die Generalsanierung voraussichtlich bis 2031 schließt. Allerdings gehen am Sankt-Jakobs-Platz 1 noch nicht alle Lichter aus: Filmmuseum und Stadtcafé bleiben weiterhin bis 2027 geöffnet.
2020 war die schon lange anstehende Sanierung noch einmal verschoben worden, für die der Stadtrat 2019 stolze 203,5 Millionen Euro genehmigt hatte, damit der aus mehreren denkmalgeschützten Trakten bestehende Museumskomplex baulich, energetisch und museumstechnisch erneuert wird. "Davon gehen 70 Prozent nur in den Substanzerhalt", relativiert Museumsdirektorin Frauke von der Haar diese Summe.
Im Mittelpunkt des Konzepts, mit dem das Architekturbüro Auer & Weber 2015 den Wettbewerb gewonnen hatte, steht die Öffnung des Hauses: Das bedeutet im Wesentlichen die Erschließung vom Rindermarkt aus, Überdachung der beiden Höfe, den Umbau des einen zum zentralen Atrium und die Optimierung der Durchwegung durch die verschachtelten Gebäude.
Ehe es soweit ist, können die Münchnerinnen und Münchner aber hier nun sieben Wochen lang bei freiem Eintritt ausgiebig Kultur tanken. Die vielteilige Licht-Installation "Leihgabe" des Münchner Künstler-Duos Brunner & Ritz lässt ab morgen den Gsaenger-Trakt zum Rosenthal bunt glimmen. Es wird jeden Sonntag um 11.30 Uhr Lesungen geben, unter anderen mit Lena Gorelik, Robert Hültner und Matthias Kiefersauer. Und die wunderbare Berliner Puppenspielerin Shlomit Tripp führt mit ihrem Bubales-Figurentheater "Shlomos Chanukka-Wunderlampe" (2.12., 17.30 Uhr) auf.
Die Musikbaustelle "Kollabs" bietet jeden Donnerstag (16-18 Uhr) experimentelle und interaktive Performances, es gibt fast täglich Kuratorinnen-Führungen, und am 16.12. kann man zwischen 18 und 24 Uhr gemeinsam in Dauerschleife "Stille Nacht" interpretieren. Am 6. Januar schließlich setzt ab 18.30 Uhr die "Lange Nacht" mit der Express Brass Band, Puppentheater von Suse Wächter und Filmvorführungen den Finissage-Höhepunkt.
Frauke von der Haar spricht von den Herausforderungen, aber vor allem den Chancen, die der anstehende Veränderungsprozess birgt. Besonders die Aspekte von Offenheit und Teilhabe liegen ihr am Herzen, und sie will unbedingt dafür sorgen, dass sich das Stadtmuseum nach der Neueröffnung 2031 auf der Höhe der Zeit präsentiert. "Unser Team wird vier Jahre lang intensiv damit beschäftigt sein, die neuen Dauerausstellungen zu konzipieren", so von der Haar - von Sonderschauen und Vermittlungsprogramm ganz zu schweigen.
Die rund 30 000 teils hochkarätigen Objekte verschwinden indes nicht völlig im Depot: Unter anderem sollen Sammlungs-Highlights in der Jugendstil-Ausstellung bereits im nächsten Jahr in der Kunsthalle München zu sehen sein.