Ein Minister mit Wunschzettel

Kunstminister Wolfgang Heubisch ist Optimist und lässt sich auch durch Rückschläge nicht von seinem Traum der Isarphilharmonie abbringen. Nun will er auch freien Eintritt in die Museen
von  Volker Isfort, Robert Braunmüller

Vorige Woche gab’s Gegenwind für eines der Lieblingsprojekte des bayerischen Kunstministers: Die organisierten Konzertsaalfreunde widersprachen dem von Wolfgang Heubisch favorisierten Standort, dem ehemaligen Kongresssaal des Deutschen Museums.

AZ: Herr Heubisch, müssen Sie Ihren Wunsch nach einem Konzertsaal im Deutschen Museum nicht endlich einmal begraben?

WOLFGANG HEUBISCH: Nein, wir sind ja noch im Gespräch mit dem Deutschen Museum und wir führen das auch fort nach den Wahlen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass dies der ideale Standort für den Konzertsaal ist. Ich habe auch das Gefühl, dass Oberbürgermeister Christian Ude seine Ablehnung erheblich reduziert hat. Allerdings weiß ich nicht, wie die neue Stadtratsspitze ab kommenden März zu diesem Projekt steht. Man weiß ja auch nicht, wer München regieren wird.

Aber selbst die organisierten Freunde des Konzertsaals wollen jetzt nicht mehr an die Isar, sondern in den Finanzgarten. Das wird großen Protest geben.

Das ist doch überall auf der Welt so, wenn man ein neues Projekt hat – und in München noch einmal ganz besonders. Wir haben über ein Dutzend Standorte untersucht, da gibt es immer sofort Vorbehalte, egal wo man hinkommt. Die Bürgerinitiativen gegen einen Konzertsaal im Finanzgarten haben sich bei mir schon angekündigt. Deswegen muss man jetzt die Emotion herausnehmen und dann redet man im Herbst weiter.

Wenn man zur Festspieleröffnung Jonas Kaufmann und Anja Harteros in der Staatsoper erlebt, denkt man sich dann, dass Kunstminister eines der schönsten Ämter ist, die Bayern zu vergeben hat?

Ja, nicht nur wegen der Oper, aber natürlich auch. Die Bayerische Staatsoper ist sicherlich eines der fünf besten Opernhäuser der Welt. Wie Nikolaus Bachler das Nationaltheater aufgestellt hat, sehen Sie an der Bereitschaft von Jonas Kaufmann, vergangenen Mittwoch von Proben in Salzburg nach München zu fahren und als Lohengrin einzuspringen, obwohl er kurz zuvor auch noch Verdis „Il Trovatore“ gesungen hat. Mit der Staatsoper bin ich rundherum zufrieden. Wir haben die höchste Auslastung und die geringsten Zuschüsse pro Ticket in Deutschland.

Bayreuth ist das größere Sorgenkind. Wenn man sieht, welche Hitler-Mätzchen der künftige „Parsifal“-Regisseur Jonathan Meese in Mannheim gemacht hat, muss Ihnen doch Bange sein.

Die Problematik von Bayreuth ist schon die Konstruktion: Sie haben dort vier Gesellschafter, Land, Bund, Stadt und die Freunde von Bayreuth. Dann müssen wir das Haus umfassend sanieren...

... mit 28 Millionen Euro Steuergeldern für einen Erbhof. Müssen die Wagners dort immer das Sagen haben?

Die Familie Wagner ist ja gar nicht mehr im Gesellschafterkreis vertreten, nur die künstlerische Leitung liegt derzeit bei den beiden Wagnerschwestern. Ich habe mal gesagt, ich könne mir Bayreuth nicht ohne die Familie Wagner vorstellen. Ich sehe keinen Grund, davon abzurücken.

Sie haben es vermieden, sich zu Herrn Meese zu äußern.

Das werde ich auch nicht, denn es geht hier nicht um meinen persönlichen Kunstgeschmack. Als Kunstminister hast du die Chance, den Intendanten auszuwählen. Ein Kunstminister macht aber keine Kunst, gibt nur den Rahmen vor, in dem sich die Kunst optimal entfalten kann. Das Publikum entscheidet letztlich über den Erfolg. Ich habe keinerlei Einfluss auf die künstlerische Gestaltung, ich möchte diese selbstverständlich nicht. Das entspricht meinem liberalen Verständnis.

Ein liberales Land ist nach Ihrer Vorstellung ein Land, in dem die Studenten Gebühren zahlen. Damit standen Sie nach dem Kurswechsel der CSU allein auf weiter Flur.

Ich habe eine klare politische Meinung zu Studienbeiträgen. Dazu stehe ich auch weiterhin. Das war sicher meine größte politische Niederlage. Die habe ich akzeptiert – aufgrund des umfassenden Bildungspakets, das wir im Zuge der Abschaffung der Studiengebühren auf den Weg gebracht haben. Als Liberaler ist mir besonders wichtig, dass wir zu Beginn des Lebens mehr Bildungsgerechtigkeit erreichen. Deshalb wird auch die Kostenfreiheit im letzten Kindergartenjahr kommen. Das war die Abmachung, die wir mit dem Koalitionspartner CSU getroffen haben.

Wahlkampf ist die Zeit der Geschenke. Da dürfen Sie nicht zurückstehen und versprechen künftig freien Eintritt in die staatlichen Museen.

Wir haben uns mal angeschaut, wie viel der Eintritt vom Etat der Museen ausmacht. Das ist viel weniger als wir gedacht hatten, meist nur wenige Prozente. Dauerausstellungen sollten frei sein, Sonderausstellungen nicht. Wir sollten das einfach einen Testmonat lang erproben. Ich möchte mit dieser Maßnahme die Bevölkerung verstärkt in die Museen holen, in London funktioniert das ja auch bei freiem Eintritt. Und vielleicht wäre das in München auch ein großer Impuls für die Belebung des Kunstareals.

Manchmal ist Belebung aber auch hinderlich. Ihr Mitarbeiter Toni Schmid beklagt sich über die Konzerte und Events auf dem Königsplatz, die einen Zugang zur Glyptothek und der Antikensammlung über Wochen erschweren.

Das habe ich selbst schon so erlebt. Dabei sind das Museen von Weltrang. Ich glaube wir werden darüber mal vertrauensvoll mit der neuen Stadtspitze reden müssen.

Was München aber fehlt ist das Gratiskonzert der klassischen Orchester im Englischen Garten, nach dem Vorbild von London oder New York.

Ich war dabei im Central Park, eine ganz tolle Sache. Und wir brauchen gar nicht so weit zu schauen: in Nürnberg funktioniert das ganz ausgezeichnet als Picknick mit klassischer Musik.

Meinen Sie, die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung ließe mit sich reden?

Warum nicht?

Gesetzt den Fall, der Wähler und der Ministerpräsident genehmigten Ihnen noch fünf weitere Jahre als Kunstminister, was wären Ihre wichtigsten Projekte?

Bayern muss klar Wissensland Nummer eins in Deutschland werde. Ich möchte den Konzertsaal auf den Weg bringen. Und Bayreuth muss wieder zum Nimbus Bayreuth werden. Das schaffen wir auch. 

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