Die Villa Stuck zieht in die Goethestraße

Das Museum schließt für eineinhalb Jahre, bietet aber als "VS" in der Ludwigsvorstadt ein vielfältiges Programm
von  Roberta De Righi
Museumschef Michael Buhrs vor der Villa Stuck.
Museumschef Michael Buhrs vor der Villa Stuck. © imago stock&people/Michael Westermann

Die Goethestraße verläuft, bildlich gesprochen, zwischen Isar und Bosporus: Ein Ort, nicht frei von tektonischen Spannungen, aber auch ein sehr lebendiges Stück Innenstadt, in dem das Museum Villa Stuck ab April für ein gutes Jahr Quartier bezieht. Die einstige Künstlerfürstenvilla hinterm Friedensengel wird für circa eineinhalb Jahre geschossen bleiben.

Auch wenn das Museumspublikum an der Prinzregentenstraße wenig von der Sanierungsbedürftigkeit bemerkt hat, ist dort Handlungsbedarf: Die Gebäudetechnik, die in etwa auf dem Stand von vor 30 Jahren ist, funktioniert nur mehr mit Hängen und Würgen, Klima- und Sicherheitstechnik müssen in allen Bereichen überholt werden. Und bei der Gelegenheit wird die Fassade auch gleich restauriert. Insgesamt sind für die Maßnahmen 15 Millionen Euro bewilligt.

Zwischennutzung ist Gold wert

Das Haus an der Goethestraße 54, im Ursprung ein Altbau aus der Zeit vor der Jahrhundertwende, gehört seit einiger Zeit zum Portfolio des Unterföhringer Immobilienentwicklers Legat Living. Bisher logierte dort die Deutsche Akademie für Psychoanalyse. James W. Legat wiederum ist Mitglied im Förderverein des Museums Villa Stuck, er hat Direktor Michael Buhrs das Gebäude zur Miete als Interimsquartier angeboten.

Eine Win-Win-Situation: Für München ist es ein Glücksfall, dass die Kunstinstitution so trotz Schließung - anders als das Stadtmuseum oder die verstaatlichte Sammlung Goetz - innerstädtisch präsent bleiben kann. Und für Legat dürfte der Image-Gewinn durch kulturelle Zwischennutzung Gold wert sein, da das Gebäude ja anschließend saniert und vermarktet wird.

Aus dem Etat des Museum Villa Stuck stammen die rund 150 000 Euro für die Minimalertüchtigung der Räume auf drei Etagen. Momentan ist hier auch noch Baustelle, das Konzept dafür stammt vom jungen Architekten-Team "Ansa Studio", das bereits die Kafka-Ausstellung gestaltete.

Ab Mai in der Goethestraße

Im April zieht das Museums-Team in die Ludwigsvorstadt um, im Mai sollen die temporären Ausstellungsräume erstmals bespielt werden. Womit genau steht noch nicht fest. Klar ist, dass am 3. Mai eröffnet werden soll. Und dass für heuer drei internationale Künstlerinnen eingeladen wurden: die Kubanerin Tania Bruguera, deren Hannah-Arendt-Lesung in Berlin jüngst von propalästinensischen Protestierenden niedergebrüllt wurde, Ilit Azoulay, die 2022 den israelischen Biennale-Pavillon gestaltete, und die Deutsch-Albanerin Anna Ehrenstein.

© Villa Stuck

Buhrs hat sich außerdem dafür starkgemacht, dass die "VS", wie das Interim heißen soll, ein offenes Haus für alle sein wird: Bei freiem Eintritt, mit freiem WLAN und Lounges zum Lesen oder Arbeiten soll es seiner unmittelbaren Umgebung auch als Plattform und Treffpunkt dienen. Davon abgesehen gibt es die klassisch musealen Elemente: im Hochparterre einen Film-Saal, eine Bibliothek und einen Raum für das Fränzchen-Vermittlungsprogramm.

Franz Stuck auf Reisen

Die Zimmer zur Rückseite werden in allen drei Etagen Büros. Die je drei zusammenhängenden, großzügigen Ausstellungsräume liegen in den beiden oberen Stockwerken zur Straße hin. Ein eingeschossiges kleines Nebengebäude im Hinterhof wird darüber hinaus barrierefrei für Workshops umgebaut.

Die Highlights aus den historischen Räumen der Villa Stuck verschwinden derweil nicht im Depot. Dafür hat Sammlungsleiterin Margot Th. Brandlhuber gesorgt: Gemälde wie "Die Sünde", "Der Wächter des Paradieses" oder "Prometheus" reisen Mitte April nach Bulgarien, dort werden sie im "Kvadrat 500", das Teil des Nationalmuseums in Sofia ist, zu sehen sein, in dessen Besitz sich auch eine "Lucifer"-Version von Franz von Stuck befindet.

© Museum Villa Stuck

Der Auszug wird gefeiert

Wenn es bei den Baumaßnahmen keine Überraschungen gibt, wird wiederum die erste Ausstellung in der frisch renovierten Villa Stuck im Herbst 2025 stattfinden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Erst einmal gibt es unter dem Motto "Last Exit Villa Stuck" ein umfangreiches Abschiedsprogramm: Vom 23. Februar bis 3. März kann man entweder nachmittags an einer riesigen Murmelbahn durch alle Räume mitbauen, durch die Pop-Up-Schau des Label Toytonics streifen oder die Kunst- und Klang- Performances "I Hear A New World" erleben und abends zum Sound der "Alien DJs" wippen. Zum Schluss spielt am Sonntag nachmittags die "Hochzeitskapelle" den Rausschmeißer.

Prinzregentenstr. 60, bis 3. März, "Last Exit Villa Stuck", www.villastuck.de; Freitag, 23. Februar ab 18 Uhr "Toytonics Jam"

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