Die Münchner Pinakotheken sind wieder geöffnet!
München - Gut, dass Kunst so geduldig ist. In den meisten Fällen zumindest wartet sie hinter verschlossenen Türen, bis endlich jemand vorbeischaut. Und wenn am Dienstag die Pinakotheken und das Museum Brandhorst wieder öffnen - am Mittwoch dann die Sammlung Schack -, sind es gleich eine Handvoll Ausstellungen, die quasi ihrer Erstbesichtigung harren.
Ausstellung "Fotografie Heute. Resistant Faces"
Womöglich muss man sich sogar beeilen. Denn sollten die Inzidenzzahlen im selben Ausmaß ansteigen wie in den letzten paar Tagen, dürfte bald wieder dichtgemacht werden. Und dann? Gibt es in einem Fall keine zweite Gelegenheit mehr: Die Schau "Fotografie Heute. Resistant Faces" läuft definitiv nur mehr bis zum 11. April, dann gehen die empfindlichen Objekte an die Leihgeber zurück.
Was hier verhandelt wird? Es geht um künstlerische Fotografie im digitalen Zeitalter und ganz konkret um Porträts. Das ist schon insofern ein höchst aktuelles Feld, als noch nie so inflationär Gesichter geknipst wurden, Selfies meistens, und das Bild des Menschen fundamentaler Bestandteil einer Verbreitungs- und Kontrollkultur geworden ist. Auch das wird in den 14 kritischen Bild- und Wirklichkeitsentwürfen verhandelt, die jetzt in der Pinakothek der Moderne aufgefächert sind.
Im Architekturmuseum dominiert der Computer als "Architekturmaschine"
Dort ist noch viel mehr Fotografie geboten: etwa als Erweiterung der Kombi-Schau "Au Rendez-Vous des Amis" mit Werken der Klassischen Moderne aus den Staatsgemäldesammlungen und Zeitgenössischem aus der Sammlung Goetz. Stillleben aus der Sammlung Wilde, darunter Fotografien von Florence Henri und Albert Renger-Patzsch, werden drei großformatigen Arbeiten von Wolfgang Tillmans gegenübergestellt. Und um gleich bei den "Amis" zu bleiben: Gute alte Freundinnen des Hauses sind mit dem "Brown Sisters" wieder präsent. Der US-amerikanische Fotograf Nicholas Nixon begleitet die vier Schwestern Heather, Mimi, Bebe und Laurie Brown seit 1975. Die letzte Aufnahme ist 2020 entstanden, also im "Jahr des Abstands".

Im Architekturmuseum dominiert nach wie vor der Computer als "Architekturmaschine" und gleich in Reichweite, in der Danner Rotunde der Neuen Sammlung, ausgezeichneter Schmuck. Das Jubiläum der Danner Stiftung, die seit 100 Jahren zeitgenössisches Kunsthandwerk fördert, ging leider coronabedingt fast unter. Noch bis 2. Mai sind Preisträgerarbeiten von Schmuckkünstlern wie Bettina Dittlmann und Peter Bauhuis oder Keramik von Petra Bittl zu sehen.

Auch das Museum Brandhorst macht wieder auf
Fehlt noch die groß angekündigte Ausstellung zu Ehren Gerhard Richters in der Graphischen Sammlung - mit aktuellen Arbeiten des Künstlers, der erst im Februar 89 Jahre alt geworden ist. Die Schau aus drei Folgen seiner im Frühjahr 2020 entstandenen Zeichnungen in einer "radikalen Rauminszenierung" steht kurz vor der Vollendung.
Im Museum Brandhorst steht - oder hängt - dagegen alles parat. Und Lucy McKenzie hat so gar nichts von ihrem subversiven Witz verloren. Der könnte in diesen Zeiten heilsam sein. Auch die Alte Pinakothek sperrt wieder auf und bietet neben den bekannten Klassikern von Dürers Selbstbildnis bis zu Rubens' Geißblattlaube auch eine Heimstatt für die Werke aus der sanierungsbedient geschlossenen Neuen Pinakothek vis-à-vis. Es fehlt eigentlich an nichts. Man braucht nur Geduld bei der Anmeldung, aber wer ein Zeitfenster gebucht hat, kommt dann auch zügig zur Kunst. Am Dienstag ab 10 Uhr, Karten über die Pinakothek oder MünchenTicket.