Kritik

Die Kunstförderpreisträger stellen aus

Eine Ausstellung in der Galerie der Künstler*innen in der Maximilianstraße
von  Roberta De Righi
Lukas Hoffmann lässt seine Mixed-Media-Skulpturen seltsame Blüten austreiben.
Lukas Hoffmann lässt seine Mixed-Media-Skulpturen seltsame Blüten austreiben. © Magdalena Jooss

Eine Riesenechse, die im Auer Mühlbach schwimmt, würde surreal bis bedrohlich wirken. In Bangkok sind Warane im Kanal Normalität. Der Münchner Künstler Jonathan Penca (geboren 1988) hat Waran-Aufnahmen mit Bildern von allerlei anderem Wassergetier und flüchtigen Impressionen aus Hochhaus-Städten zu einem Film-Loop zusammengeschnitten, der eine irritierende Atmosphäre zwischen Naturnähe und nahender Apokalypse entstehen lässt.

Derzeit ist seine Video-Arbeit in der Galerie der Künstler*innen zu sehen. Dort stellen sich die drei Künstler und eine Künstlerin, die 2023 einen der mit je 6000 Euro dotierten Förderpreise des Freistaates erhielten, gemeinsam vor.

Brachiopoden und Lophophoren

Auch eine Serie von Tuschzeichnungen offenbart Pencas Faible für urzeitliche Lebewesen: Darin "porträtiert" er wundersame wirbellose Meerestiere wie Brachiopoden und Lophophoren, Stachelhäuter, Schwämme und Runzelkorallen. Der Künstler absolvierte sein Studium an der Frankfurter Städelschule und in Wien. Der Blickwinkel seines Videos erinnert an den Welterkundungswillen eines neugierigen Kindes. In die Faszination für das Vorgefundene mischt sich das Gespür für Bedrohung - die vom Tier für den Menschen, aber auch umgekehrt ausgeht.

Max Wencelides (geb. 1992) hingegen setzt auf klug-minimalistische Raum-Interventionen. Er studierte Bildhauerei bei Olaf Metzel in München und Malerei bei Daniel Richter in Wien. In einen der Galerieräume holt er Licht und Luft, indem er die Ausstellungswand aus Rigipsplatten dort rechtwinklig ausschnitt, wo die beiden (sonst unsichtbaren) Fenster zur Maximilianstraße liegen. So wird nicht nur der Außenraum sichtbar, sondern auch die Raum-Schichten, und damit die verschiedenen Ebenen von Wirklichkeit, kommen zum Vorschein.

Raumansichten mit Arbeiten von Gülbin Ünlü und links im Hintergrund Max Wencelides.
Raumansichten mit Arbeiten von Gülbin Ünlü und links im Hintergrund Max Wencelides. © Magdalena Jooss

Seltsame Blüten

Gülbin Ünlü wiederum setzt auf Mixed-Media-Wandarbeiten und eine Video-Projektion. Die Studentin aus der Klasse Markus Oehlen an der Münchner Akademie wurde von der Jury für ihren "innovativen und gattungsübergreifenden Ansatz" prämiert, mit dem sie Malerei - oft auf Stoff - Druck und dreidimensionale Elemente kombiniert.

Ünlüs Arbeiten sind fragmentiert und mehrschichtig. Als Motiv taucht darin immer wieder der weibliche Körper in verschiedensten angedeuteten Lebensbereichen auf. Gerade als Malerei auf Samt changieren diese (Frauen-) Bilder auch inhaltlich zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Zwang und dem Willen zur Befreiung.

Bei Lukas Hoffmann (geb. 1990) schließlich treiben aus rechtwinklig-konstruktivistischen Gefügen seltsame Blüten. Hoffmann, der in München bei Pia Fries und Albert Hien studierte, baut aus MDF, Holz und Linol und Kunststofffolie skulpturale Arrangements, deren spröder Charme in auf Anhieb fasziniert. Seine Assemblagen beeindrucken mit künstlerischem Eigenwillen und handwerklicher Perfektion. Die insgesamt sehr sehenswerte Präsentation zeigt, was nicht in jedem Jahr zutrifft: Durchwegs in sich stimmige, künstlerisch und handwerklich überzeugende Werke.

Bis 10. März, Galerie der Künstler*innen (Maximilianstr. 42), Mi/Fr-So, 11 bis 18, Do 12 bis 20 Uhr

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