Die Artmuc: Offen für neue Perspektiven
Lichte Weite - der Kunst tut's gut, den Besuchern gefällt es. Der Mut, raus aus der Stadt zu gehen, hat sich jedenfalls gelohnt. Das Munich Trade Center, kurz MTC, ist mittlerweile eine feste Größe im Kunstjahr. Im Frühjahr und im Herbst findet dort die Artmuc statt, die Messe gilt als Bayerns größtes Kunstevent. Am Freitag geht's los. Und wieder einmal ist das Angebot größer als in den Jahren zuvor.
AZ: Herr Schwalbe, die Artmuc weitet schon wieder den Blick, wohin geht's?
RAIKO SCHWALBE: Die aktuelle Ausgabe im Herbst ist unsere bisher internationalste Artmuc. Wir präsentieren Künstlerinnen und Künstler sowie Galerien bis aus Dubai und sogar Korea. Die europäischen Nachbarländer sind traditionell immer schon gut vertreten. Und mit 30 Galerien und Kunstprojekten können wir nahtlos an die letzte Ausgabe anknüpfen und einen aussagekräftigen Querschnitt durch die aktuelle Kunstszene präsentieren. Die Artmuc nimmt auf dem Markt eine wesentliche Rolle ein.
Der Kunstmarkt hat sich in den letzten zwei Jahren wieder etwas beruhigt, manche sprechen von Einbrüchen. Wirkt sich das auch auf die Artmuc aus?
Im Gegenteil, wir hatten im April die bislang besten Verkäufe. Das betrifft auch die Zahlen der INC art vom September in Hamburg. Insofern starten wir dieses Wochenende hoffnungsvoll in die nächste Artmuc-Runde. Ich erwarte allerdings, dass sich die aufkommende Rezession 2025 deutlicher auf den Kunstmarkt auswirken wird. Die Kapitalspritze, die Sotheby's aus Abu Dhabi erhalten hat, ist für mich ein Signal. Mit dem Straucheln der globalen Player begann nach der Finanzkrise 2009/2010 auch die Krise auf dem Kunstmarkt.

Wenn man die Liste der 170 Künstlerinnen und Künstler durchgeht, scheinen viele der Artmuc seit Jahren treu zu sein.
Für Einsteiger hat die Artmuc einen Zyklus von etwa vier bis sechs Jahren. Wer ausstellt, hat es dann entweder geschafft - oder es wird ein Platz frei. Auf der Art Karlsruhe habe ich im Februar fast 40 ehemalige Artmuc-Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesehen. Und in guten Galerien. Ihnen ist der Einstieg in den Kunstmarkt gelungen, darum geht es ja.
Der Frauenanteil war immer schon überdurchschnittlich hoch, steigt er weiter?
Seit den Anfängen liegt der Anteil der Künstlerinnen bei über 60 Prozent, und tatsächlich ist er in den letzten beiden Jahren noch einmal etwas angestiegen.
Wenn Sie die aktuellen Arbeiten durchgehen - was liegt gerade im Trend?
In den knapp drei Jahren im MTC hat sich der Bereich der Skulptur ganz fabelhaft entwickelt. Das hat zum einen mit der Präsentation zu tun, im MTC sind die räumlichen Möglichkeiten einfach besser. Im Münchner Umland und in Südbayern haben viele Käufer aber auch den entsprechenden Platz zu Hause. Wobei ich das bei mir selbst beobachte: Wenn die Wände voll sind, wechselt man in den Raum.

Parallel zur Auseinandersetzung mit der Künstlichen Intelligenz, ziehen an fast allen Akademien die Nähmaschinen wieder ein. Bemerken Sie auch auf der Artmuc einen Anstieg im Bereich textiler Arbeiten?
Mit der Sonderausstellung "Textilkunst" waren wir 2020 in Hamburg sogar Trendsetter. Seit 2022 versuchen wir durch Kooperationen mit der Wiener Kunstakademie und der Münchner Meisterschule für Mode, die Textilkunst und das Textile wieder mehr ins Bewusstsein zu bringen. Mir fällt schon auf, dass sich das auch im Angebot auf dem Kunstmarkt niederschlägt.
Ihr Steckenpferd ist das Digitale. Was planen Sie?
Nichts in München, meine aktuelle Ausstellung "Kunst digital vs. Digitale Kunst" wird im November auf der neuen INC art fair Bodensee in Dornbirn vorgestellt. Aber zur Jubiläumsausstellung im Mai 2025 wird es auch in München wieder einen starken digitalen Bereich geben.
In den neuen Messehallen gibt es jede Menge Platz. Was müssen Künstler für einen Stand bezahlen?
Unsere Preise sind seit Jahren stabil, wir haben die Inflation nicht weitergegeben. Auf der Artmuc kann man mit einem Budget von 950 EUR netto starten - nach oben sind wir bis 2800 EUR gedeckelt. Da liegen andere Messen deutlich drüber, aber unsere Teilnehmer und das Publikum schätzen die entspannte, durchaus familiäre Atmosphäre. Wir verlangen für die 3-Tages-Karte nur 16 Euro, auf anderen Messen zahlen Sie bereits für ein Tagesticket mindestens 20 Euro.
Kunstmesse Artmuc vom 25. bis 27. Oktober, Freitag 19 bis 22, Samstag 11 bis 19, Sonntag 11 bis 18 Uhr, im MTC, Ingolstädter Straße 45-47, U-Bahn Linie U2, Station Frankfurter Ring oder Bus Linien 140, 141 und 177 (Haltestelle Ingolstädter Straße direkt vor dem MTC)
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