Der Buddha bleibt

Das Kulturreferat reagiert auf die Kritik von Buddhisten an dem umstrittenen Kunstprojekt am Viktualienmarkt mit einer Podiumsdiskussion zum Thema – die Gräben bleiben tief
von  Matthias Hejny

Mini-Demo vor dem Stadtmuseum: Ein rundes Dutzend von Frauen steht mit Transparenten am Eingang, die Besatzung eines Streifenwagens spricht mit den Demonstrantinnen. Streitobjekt der folgenden Podiumsdiskussion über „Kunst und Religion“ ist ein Buddha auf dem Viktualienmarkt – gekippt, so dass die Unterseite des Sockels mit der Aufschrift „Made in Dresden“ sichtbar wird.
Han Chong, ein malaysischer Künstler buddhistischen Glaubens, beabsichtigte mit seinem Beitrag zum Kunstprojekt „A Space Called Public“ eine Polemik gegen den Ausverkauf religiöser Symbole. Buddhisten aber beklagen seit Wochen weltweit Blasphemie.

Buddhisten gelten landläufig als friedliebend und langmütig. Doch während der Diskussion zeigten sich die Anhänger des Erleuchteten als reizbar. Nicht überraschend ist, dass der Graben zwischen Kulturwissenschaftlern und Gottesfürchtigen nur schwer zu überbrücken ist. Doch auch im Buddhismus gibt es verschiedene Strömungen, die sich offenbar überraschend unfreundlich gegenüber stehen.

Die beiden Vertreter der Religionsgemeinschaft riefen ihre aufgebrachten Glaubensschwestern und -brüder zur Mäßigung auf. Gunnar Gantzhorn, Vorsitzender der Deutschen Buddhistischen Union, warnte davor, einem „banalen Kunstwerk überhöhte Aufmerksamkeit“ zu schenken. Bhikku Philipp Thitadhammo, Leiter des Klosters Bodhi Vihara in Freising, erinnerte daran, dass die Würde Buddhas nur von innen, niemals aber von außen herabgesetzt werden könne: „Der Buddhismus wird nicht am Viktualienmarkt verteidigt.“

Viel Sympathie erwarb sich Björn Bicker, Autor des multireligiösen Theaterprojekts „Urban Prayers“ an den Kammerspielen, mit dem Hinweis, die Diskussion werde zu spät geführt. Der Umgang mit religiösen Symbolen erfordere im Vorfeld langwierige und einfühlsame Gespräche. Zwischen allen Stühlen fand sich der Direktor des Lenbachhauses, Helmut Friedel. Am Beispiel eines Kunstwerks, das er nicht sonderlich schätzt, war sein Auftrag, die Freiheit der Kunst zu verteidigen. Abseits der kunsttheoretischen wie theologischen Dispute des Abends machte schließlich Kulturreferent Hans-Georg Küppers die politische Entscheidung klar: „Der Buddha wird weder aufgerichtet noch entfernt.“

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