Das schöne Spiel mit der Qualität
150 Jahre Bernheimer kann man nicht angemessener feiern als mit einer Ausstellung – quer durch die aufregende Firmengeschichte
Mit seinem Buch war er im September ein bisschen früh dran. Doch Konrad Bernheimer sieht das ganz gelassen, was sind schon acht Monate, wenn man auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken kann? „Narwalzahn und Alte Meister“ (Hoffmann und Campe) war das aufsehenerregende Vorspiel zum Jubiläum, mit dem man in die höchst spannende, erschütternde, glanzvolle Saga einer Münchner Kunsthändlerdynastie eintauchen konnten. Übrigens mit dem schönen Nebeneffekt, dass zu den drei Narwalzähnen des Hauses nicht nur der fehlende vierte (nur alte Exemplare!) hinzugekommen ist und Bernheimer nun jede seiner vier Töchter mit dem klassischen Glücksbringer der Familie versorgen kann.
Glück braucht’s schon auch, wenn man bereits in der fünften Generation – Tochter Blanca konzentriert sich auf die Fotografie – mit attraktiven wie wertvollen Dingen zu tun hat. Und von der Gunst potenter Käufer abhängt. Dass einem nichts zufällt, hat Bernheimer IV. schon als kleiner Bub begriffen. Begreifen müssen, denn während seine Schulkameraden Fußball oder Fangermandl spielten, wurde er ins Palais am Lenbachplatz chauffiert, um zu lernen. Großvater Otto, der trotz Enteignung und grauenhafter Erlebnisse im KZ Dachau gleich nach dem Krieg aus dem Exil in Venezuela zurück in „sein München“ gekommen war, brauchte für die wieder aufgebaute Firma dringend einen Nachfolger.
Der Papst saß auf einem "Thron" der Bernheimers
Konrad, der mittlerweile 63-jährige Enkel, kann heute noch italienische Majolika mit einem Blick einordnen. Gestern erst hat er seinen Damen, wie er – ganz Kavalier – sagt, den Unterschied zwischen einem türkischen und einem persischen Teppichknoten erklärt. Das sei ihm früher zwar geläufiger gewesen – längst hat der heutige Patron mit dem Palais auch Tapisserien, Möbel und all die anderen Antiquitäten abgegeben, mit denen Adel und reiche Bürger einst von den Bernheimers beliefert worden waren. Aber was man mit sechs, sieben Jahren gelernt hat, vergisst man nie mehr. Erst recht bleibt der Anspruch, das Gespür für höchste Qualität. Und jetzt in der Jubiläumsschau kommt all das noch einmal zusammen.
Sicher, der über und über mit feinem Knüpfwerk ausgestattete Gobelinsaal vom Lenbachplatz gehört endgültig der Vergangenheit an. Aber Tapisserien, darunter ein Lotto-Teppich (benannt nach dem Renaissancemaler), Lack-Chinoiserien und andere raffinierte Kästchen und Kommoden erinnern an das Einrichtungshaus für die gehobenen Ansprüche. Sogar der 500 Jahre alte „Holbeinstuhl“ hat seinen Auftritt. Auf dem thronte Johannes Paul II. beim Pontifikalamt auf der Theresienwiese (1980 mit neuem Bezug, der originale wollte Kardinal Marcinkus nicht gefallen...).
Und dann darf das aktuelle Kerngeschäft nicht fehlen. Ein kleiner Cranach, eine Himmelfahrt des Augsburgers Johann König, Sustris, Teniers, Juan Do, Vernets Hafen von Marseille, dazu ein traubenpralles Stillleben von Adrian van Utrecht... Qualität eben. Die selbstredend auch zu kaufen ist. Schließlich verneige man sich vor den handelnden Vorfahren, erklärt Bernheimer, der mit einer Auswahl an exquisiter Fotografie von Horst P. Horst über Jeanloup Sieff bis zu Christopher Thomas natürlich auch der Zukunft mit Tochter Blanca ein merkliches Terrain bietet.
Was in 20 Jahren sein wird? Wer weiß. Narwalzähne für die Enkel sind allerdings schon im Haus.
Bernheimer, Brienner Straße 7, Ausstellung bis 26. Juli 2014, Di bis Fr 10-18, Sa 11-16 Uhr, Tel. 22 66 72
- Themen:
- Brienner Straße
- Päpste