Das Depot liegt im Kopf
Mag sein, dass es junge Kunst in München nicht so leicht hat. Aber das sieht die Galeristin Tanja Pol gelassen - und als Chance
Pechschwarze Katzenfratzen schweben auf kräftigem Hellblau. Man weiß nicht so recht, ob sie einem nun fies wie Jack Nicholson oder eher amüsiert entgegen grinsen. Doch egal, dieser Katzenalbtraum ist ein Hingucker, der dazu die Gedankenmaschinerie in Gang bringt. Tanja Pol weiß das natürlich, nicht umsonst hängt das Bild gleich im Entree ihrer Galerie.
"Dauernd werde ich gefragt, weshalb ich nicht nach Berlin gehe", erzählt Pol. So wie viele aus der Kulturszene, denen München längst zu teuer geworden ist. Aber gute Arbeit würde hier besser wahr genommen, sagt sie, und die Kunsthistorikerin hat genug Vergleichsmöglichkeiten.
Mittlerweile Mutter von zwei kleinen Buben, war Tanja Pol nicht wirklich nach Umzug. Und eigentlich wollte sie auch an diesem besonderen Ort bleiben, in den hellen Räumlichkeiten, die gar nicht übermäßig groß sind, aber durch ihre Höhe Großzügigkeit vermitteln. Da hat dann zwar der Bauch gesprochen, doch Tanja Pol ist eine Frau, die messerscharf analysiert - und das ziemlich schnell. In ihrem Metier keine schlechte Mischung. Entscheidend ist allerdings dieser Blick für Interessantes, Qualität, wie auch immer man das nennen mag.
"Wenn jemand gut ist, wird er schon gefunden"
"Ich habe ein extremes optisches Gedächtnis und damit einen riesigen Bildspeicher", sagt die 43-Jährige. Was sie bewusst sieht, wird gescannt. Ein Vorteil, wenn man dauernd auf Bildschau ist - am liebsten in den Ateliers, wo man Künstler und deren Arbeit am besten kennen lernt. Bis es aber so weit kommt, wird intensiv recherchiert. Ihre Entdeckungen macht Tanja Pol bei Akademie-Rundgängen oder in Kunstzeitschriften, täglich klickt sie sich durch zig Newsletters aus der Szene. Und oft genug kommen auch Empfehlungen von Künstlerfreunden und Kuratoren. Dann wird exzessiv gegoogelt. Und wenn ihr das alles immer noch zusagt, Kontakt aufgenommen.
Die Präsentation muss passen
Dass Künstler bei ihr in der Galerie auftauchen, sei fast an der Tagesordnung, doch dieser Weg funktioniere nicht. "Wenn jemand gut ist, wird er schon gefunden", betont Tanja Pol. Allerdings muss dann auch die Präsentation passen. Und da hakt es oft. Das brachte sie auf die Idee, ihre Erfahrung an Studenten weiterzugeben. Seit diesem Wintersemester unterrichtet sie nun auch an der Münchner Kunstakademie. In ihrem Seminar geht es um ganz Handfestes: Wie macht man Preise? Muss ich signieren? Was soll alles auf der Rechnung stehen? Wichtig ist ihr aber vor allem, dass die Studenten ein Gefühl für sich und ihre Arbeit entwickeln. Dann treten sie mit ihrer Kunst auch richtig auf. Und werden von Galeristinnen wie Tanja Pol entdeckt.
Sie hat bereits eine überzeugende Runde um sich versammelt, meist aus ihrer Generation: Alexandra Müller und Florian Meisenberg oder die Rumänin Christina Cirulescu und Christoph Lohmann, dessen sensibler wie farbenfroher Kästchenkosmos zur Zeit einen schönen Dialog mit den Arbeiten des eingangs erwähnten Tom Howse führt. Der Youngster gehört (noch) nicht zur festen Crew. Doch wer weiß. Seine Bilder bleiben jedenfalls haften.
Die aktuelle Ausstellung mit Arbeiten von Christoph Lohmann und Tom Howse ist noch bis 25. Januar zu sehen.
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