Arnulf Schlüter neuer Leiter des Ägyptischen Museums

München - Der Neue mag aufs Erste keine Überraschung sein. Arnulf Schlüter ist seit fast zwanzig Jahren im Einsatz für das Museum Ägyptischer Kunst, seit 2014 als stellvertretender Direktor. Doch die Sammlungen, die sich auf die Kunst und Kultur am Nil konzentrieren, sind in Deutschland rar gesät. Insofern war das Interesse an dieser Position naturgemäß groß und ein relativ neues, gut aufgestelltes Haus mitten im Münchner Kunstareal zu übernehmen, das Zuckerl überhaupt.
Arnulf Schlüter: Museumsexperte mit Hang zu Feldeinsätzen
Dass Arnulf Schlüter nach diversen Auswahlrunden nun das Rennen gemacht hat, ist erfreulich. Wer je mit dem 43-Jährigen zu tun hatte, weiß die fachlichen Qualitäten dieses angenehm unprätentiösen Museumsexperten mit intensivem Hang zu Feldeinsätzen zu schätzen. Aus dem Tempel an der Gabelsbergerstraße war eh nur Gutes zu vernehmen, was mit Blick auf die umgebende Kunstlandschaft keineswegs selbstverständlich ist. Mit üppigen Budgets wurde das kleine Team, das direkt neben der mächtig gepushten und bestens ausstaffierten Hochschule für Fernsehen und Film arbeitet, sowieso nie verwöhnt.
Aber wer seit 2014 im Sudan, quasi mitten in der Steppe Ausgrabungen mit Einheimischen organisiert und in brütender Hitze bei minimalem Komfort wochenlang schuftet, hat es im behaglichen Bayern dann auch nicht schwer, die Vorzüge selbst eines kleinen Etats zu sehen. Und kann improvisieren.
Interkultureller Dialog und Anknüpfen an Besucherzahlen vor Corona
Was aber hat der Nachfolger der im Januar 2021 in den Ruhestand gegangenen Sylvia Schoske vor? Der 2013 im Kunstareal eröffnete Neubau ist bis in den letzten Winkel durchkonzipiert und medial erschlossen. Daran hatte Schlüter einen maßgeblichen Anteil, insofern will und braucht er an diesem Erfolgskonzept nichts zu ändern. Bis zur Pandemie wurden 100.000 Besucher und 1.000 Veranstaltungen im Jahr verzeichnet, an diese Zahlen würde der 43-jährige Ägyptologe freilich gerne wieder anknüpfen und verstärkt jüngeres Publikum ansprechen.
Schlüter legt großen Wert auf den interkulturellen Dialog und sieht die besondere Verantwortung im Kunstareal. Wo heute die berühmte Sargmaske der Satdjehuti glänzt, wollten die Nazis ab 1938 die gesamte NSDAP-Verwaltung in einem gigantischen Kanzleigebäude zusammenführen.
Ausstellung zum Jüdischen Leben in Deutschland
Auch die nächsten Ausstellungen stehen bereits fest: Unter dem Titel "Menschen - Bilder - Orte" werden ab 8. April "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" aufgefächert. Die Wanderschau erfährt in Bayern eine Erweiterung durch Noah Cohens Fotografien jüdischer Mitbürger. 2023 sollen die Grabungen im sudanesischen Naga multimedial erfahrbar werden. Und mit Philip Glass' "Akhnaten" (Echnaton), aufgeführt von Andreas Wiedermanns Truppe Opera incognita, wird am Haus auch die Musiktradition fortgeführt.