Kuddelmuddel in einer seltsamen Ordnung

Joseph Haydns "La fedelta premiata" in einer Aufführung des Opernstudio im Cuvilliéstheater
Marco Frei |
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Manchmal muss man ein Filmexperte sein, um eine Opernregie zu verstehen. Das gilt besonders für die Produktionen der Bayerischen Staatsoper. In dem legendären Gruselstreifen „The Wicker Man” von 1973, der 2006 ein suboptimales Remake erfuhr, pflegt ein Dorf in Schottland einen heidnischen Kult. Menschen werden in eine riesige Weidenfigur gezerrt und verbrannt. Ein Polizist kommt dahinter und endet selber in diesem Monstrum.

Ähnliches passiert in der Oper „La fedeltà premiata” von Joseph Haydn. Das meint zumindest der Regisseur Stewart Laing. Mit dem Opernstudio der Staatsoper hat er unter Christopher Ward die Münchner Erstaufführung des Dreiakters im Cuvilliés-Theater realisiert. Auf der Bühne steht eine Weidenfigur. In ihr werden sich treu liebende Paare für den Diana-Kult verbrannt – auf Befehl des „Propheten” Melibeo (Tareq Nazmi).

Er selber liebt Amaranta (Martha Hirschmann), die Schwester von Lindoro (Nam Won Huh). Und dieser begehrt wiederum Celia (Hanna-Elisabeth Müller), die einstmals als Fillide mit Fileno (Dean Power) verlobt war.

In dieses Kuddelmuddel poltert der Graf Perrucchetto (John Chest) herein. Er bringt die „Ordnung” durcheinander. Bevor er mit Celia geopfert wird, tötet Nerina (Evgeniya Sotnikova) Melibeo: Damit endet in der Oper der Fluch mit dem Kult. Leider hat Laing die subtile Tragikomik von Haydn kaum begriffen, über weite Strecken bleibt die Regie recht humorlos. Umso besser waren die jungen Sänger.

Einmal mehr zeigte sich, was für gewaltige Potenziale am Opernstudio heranwachsen – gesanglich und darstellerisch. Dabei glänzten Chest als Lebemann Perrucchetto und Power als depressiver Fileno. Zudem machten die Timbres der Frauenstimmen den Wechsel der Oper zwischen Tragödie und Komödie hörbar, was in der Regie fehlte. Das Orchester begleitete umsichtig, bravourös meisterten Johannes Dengler und Christian Loferer die kniffligen Hornsoli.

Wieder am 30. März sowie am 6. und 9. April um 19 Uhr im Cuvilliés-Theater. Karten unter Tel.21851920

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