Kratzen bis zur Perfektion

Natalie Portman ist der „Black Swan“ in Darren Aronofskys neuem Film – eine Frau, die sich quält, die sich mädchenhaft unterordnet, bis zum dämonischen Durchbruch
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Natalie Portman ist der „Black Swan“ in Darren Aronofskys neuem Film – eine Frau, die sich quält, die sich mädchenhaft unterordnet, bis zum dämonischen Durchbruch

Kann man vom Tanzen schwanger werden? Natalie Portman jedenfalls hat sich am Set von „Black Swan“ in den Balletttänzer und Choreograph Benjamin Millepied sehr folgenreich verliebt. „Black Swan" erzählt von der obessiven Ballerina Nina, die in der Doppelrolle als unschuldiger weisser und dämonischer schwarzer Schwan in einen Prozess der Selbstzerstörung gerät, bei dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen.

Unter der Regie von Darren Aronofsky spielt Portman diese Frau. Heute früh stellt sich heraus, ob Sie den Golden Globe dafür bekommt, den Hollywood Critics' Choice Awards hat sie gerade erhalten. Filmstart ist Donnerstag.

AZ: Mrs. Portman, war die Ballerina-Rolle Traum oder Tortur?

NATALIE PORTMAN: Jedenfalls die größte Herausforderung, der reine Wahnsinn.

Wussten Sie nicht, worauf sie sich einlassen?

Bis zu meinem zwölften Lebensjahr habe ich selbst Ballettunterricht gehabt. Ich war mädchenhaft fasziniert von der Schönheit dieser Kunst. Alleine wie sich eine Ballerina ohne Worte ausdrückt, ist ein Wunder. Ich habe davon geträumt, einen solchen Film zu machen. Das Projekt hat sich aber immer wieder verzögert, so dass ich Angst hatte, irgendwann zu alt zu sein.

Warum haben Sie aufgehört zu tanzen?

Ich habe aufgehört, als ich mit der Schauspielerei anfing. Ich mache etwas ganz oder gar nicht.

Sie spielen eine Tänzerin mit zwei Gesichtern, den schwarzen und weißen Schwan, den naiven und dämonischen.

Ich möchte mit keiner der beiden befreundet sein. Den schwarzen Schwan fand dich amüsanter. Aber der weiße fordert mehr: Wie spielt man einen Menschen,d er eigentlich ohne Identität ist, nur ein Produkt von den Erwartungen anderer?

Wie sind sie die verstörende lesbische Sexszene angegangen?

Ich vertraute Darren Aronofsky. Er ist das, was man einen sehr sensiblen Regisseur nennt. Da war auch nichts Perverses oder Obszönes in der Szene. Es ist das erste Mal, dass Nina überhaupt Lust empfindet für sich selbst und sich gehen lässt. Vielleicht ist es nicht so außergewöhnlich, in der Fantasie sich selbst zu lieben.

Ist Nina ein Opfer?

Nein. Sie verfolgt ihre Karriere-Obsession und leidet unter Bulemie, reagiert auf die Belastung mit Ritzen und Kratzen. Das ist keine Seltenheit bei Tänzerinnen. Am Ende wandelt sie sich aber vom Objekt zum Subjekt, befreit sich, will nicht mehr allen gefallen. Das ist optimistisch. Ihren Tod interpretiere ich als Metapher. Sie hört endlich auf ein Kind zu sein, hört erstmals auf ihre eigene Stimme.

Steht die Figur Ballerina auch für den weiblichen Hang nach Schönheit und Perfektion?

Das Ballett ist eine sehr eigene Welt, auch mit dunklen Seiten für die Psyche. An der Besessenheit zur Perfektion gehen viele kaputt. Da muss jede Bewegung stimmen, niemand darf aus der Reihe tanzen, Disziplin und noch mal Disziplin. Ein junges Model kann auf dem Laufsteg schnell Erfolg haben. Wer auf der Ballettbühne reüssieren will, muss sehr viel aufgeben und manchmal leiden wie ein Tier.

Und bekommt dafür Bewunderung.

Aber Tanzen ist mit Schmerz verbunden und mit dem Missbrauch des eigenen Körpers. Schauen Sie sich mal die Vierzigjährigen an mit ihren lädierten Hüften und Knochen.

Wie ging es im Training?

Ich habe meine Grenzen gespürt. Spitzenschuhe sind eine Tortur. Angefangen habe ich mit zwei Stunden Training am Tag über sechs Monate hinweg, dann steigerten wir uns auf fünf Stunden pro Tag mit Schwimmtraining. Es folgte Unterricht im klassischen Ballett und zwei Monate vor Drehbeginn kam die Choreographie dazu. Das ging bis zu acht Stunden täglich. Man taucht total ein, trinkt nicht, trifft keine Freunde, lebt wie im Kloster. Auch meine Beziehung zum Essen hat sich während des Trainings radikal geändert, es ging nur noch um die besten Energiespender, um die extreme Belastung auszuhalten. Ich habe 15 Pfund abgenommen. Dabei koche ich sonst gerne und lade auch gerne Gäste ein.

Wie lange tragen Sie so eine ambivalente Figur mit sich herum?

Als Schauspielerin bin ich professionell genug, zwischen Wirklichkeit und Rolle zu unterscheiden. Ich bleibe immer ich selbst. Nach den Dreharbeiten, ist die Figur wie weggeweht. Margret Köhler

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