Kraftvoll bis aggressiv
Akustische Mühen in der Philharmonie: Daniel Barenboim und die Berliner Staatskapelle
Das Orchester hatte sich in die hinterste Ecke des Podiums verkrochen. Vor dem Dirigenten hätte eine Ballett-Compagnie ihre Pirouetten drehen können – bis zur ersten Reihe wäre immer noch Abstand gewesen. Mit diesem Trick wollte man wohl die desolaten akustischen Verhältnisse im Gasteig bekämpfen. Das Ergebnis war – von einem der vorderen Parkettplätze vernommen – nicht eben umwerfend. Die Philharmonie bleibt, was das Hörvergnügen betrifft, weit hinter den Ansprüchen zurück.
Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin begannen mit Mozarts Krönungskonzert KV 537. Der Maestro, der so gerne Klavier spielt, nuschelte die Tonkaskaden milde artikuliert. Das Larghetto nahm er schneller als üblich. Dadurch ging einiger Zauber verloren. Das Orchester hing dem Chef an den Lippen. Vor allem die Holzbläser zeigten sich von ihrer besten Seite. Die Zugabe schon vor der Pause: das sanft gesäuselte Andante aus der Klaviersonate KV 330.
Als Bruckner-Dirigent hat sich Barenboim längst einen Namen gemacht. Seine Gesamtaufnahme der Symphonien mit den Berliner Philharmonikern profitiert vor allem von den Qualitäten des Orchesters. Im Gasteig erklang die Vierte kraftvoll strukturiert. Die Steigerungen waren effektvoll inszeniert. Entschlossen trieb der heftig gestikulierende Tausendsassa das Geschehen voran. Celibidache oder Günter Wand waren weit weg. Stattdessen klang Bruckners Musik so, als hätte sie Schostakowitsch komponiert: grell, aggressiv, theatralisch. Dazu trug auch das wenig sensible Musizieren der Berliner Staatskapelle bei – für Münchens Spitzenorchester keine Konkurrenz.
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