Konzertkarten vermutlich bald teurer

Wegen steigender Gema-Gebühren könnten Konzertkarten vor allem für Popmusik teurer werden. Veranstalter sorgen sich um einen möglichen Rückgang der Besucherzahlen.
von  Robert Braunmüller

Wegen steigender Gema-Gebühren könnten Konzertkarten vor allem für Popmusik teurer werden. Veranstalter sorgen sich um einen möglichen Rückgang der Besucherzahlen.

Nach einem Rechtsstreit mit der Gema musste die Konzertwirtschaft Steigerungen von mehr als 400 Prozent verkraften”, sagt Michael Russ, der Präsident des Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen. Dies führe „zwangsläufig” zur Weitergabe der Kosten an die Konzertgänger. „Die Ticketpreise bewegen sich heute schon an der oberen Grenze.”

Bis 2014 werden die Gebühren für den Musikrechteverwerter Gema auf bis zu zehn Prozent der Konzerteinnahmen steigen. Natürlich müssten Komponisten angemessen entlohnt werden, findet Russ. Vielfach seien aber Komponist und Musiker auf der Bühne ein und dieselbe Person – und erhielten dann die ihnen zustehenden Gema-Einnahmen zusätzlich zur Auftrittsgage.

Auch der Veranstalter Rüdiger Hoffmann („Stimmen der Welt”) ist von der Entwicklung nicht begeistert. „Die Einnahmen durch CDs sind eingebrochen”, erklärt er. „Deshalb versuchen die Künstler, auf diesem Weg mehr Geld hereinzuholen.” Seine Konzerte seien zwar gut besucht, aber er empfinde die Entwickung insgesamt als bedrohlich. „Die Leute werden es sich genauer überlegen, welche Konzerte sie besuchen, welche nicht.”

Klassik-Veranstalter sind von steigenden Gema-Gebühren weniger betroffen, weil der Schutz des Urheberrechts 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten endet. Musik von Zeitgenossen und aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wird vom Rundfunk oder öffentlichen Institutionen aufgeführt, kaum jedoch von privaten Veranstaltern. „Allerdings sollte man sich nicht täuschen”, erklärt Andreas Schessl von MünchenMusik. „Sobald ein Stück von Astor Piazzolla oder George Gershwin gespielt wird, fallen auch für uns Gebühren an.”

Schessl rechnet damit, dass ein um zwei bis drei Euro gesteigerter Kartenpreis die Leute nicht vom Konzertbesuch abhalten wird. Ihm machen eher generelle Preissteigerungen Sorgen, wie etwa die Verteuerung des Einlasspersonals durch Einführung eines Mindestlohns. Auch sein Kollege Hans-Dieter Göhre von Concerto Winderstein verfällt vorerst nicht in Panik: „Wenn ein toller Künstler wie Maurizio Pollini unbedingt Nono spielen will, kalkuliert man das in den Preis ein.”

Verbandspräsident Russ grundierte seinen Ärger über die Gema mit einem unvermeidlichen Ostinato-Bass: „Wir sehen einer sehr schweren Zeit entgegen”, sagte er angesichts ernsthafter Einbrüche bei Konzert-Abos zwischen jährlich drei und sechs Prozent. Angesichts durchaus wohlgefüllter Konzertsäle in München fragt man sich, ob es nicht an der Zeit wäre, mit mehr Selbstbewusstsein die Risikobereitschaft vieler Veranstalter zu loben. Wer nur von der Götterdämmerung raunt, redet sie herbei: Denn auf Trauerfeiern geht niemand gern, erst Recht keine Jüngeren.

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