Konzentration auf Ich und Innerlichkeit

Kräftige Altstimme zwischen Pop und Country: k.d. lang, die kanadische Song-Autorin, hat eine neue CD: »Watershed«
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Kräftige Altstimme zwischen Pop und Country: k.d. lang, die kanadische Song-Autorin, hat eine neue CD: »Watershed«

Die ersten Zeilen: „She arrives / like autumn in a rainstorm / the threat of thunder above“. So fühlen sich die Songs an. Konzentrierte Momente, die sich gegen die außen tobenden Gewalten abschotten. Aber man spürt die Spannung, die das Aufrechterhalten der Ruhe ermöglicht.

Mit „Watershed“ hat k.d. lang das Nachfolge-Album zu „Hymns Of The 49th Parallel“ (2004) vorgelegt. Widmete sie den Vorgänger noch ihren kanadischen Musikerkollegen von Neil Young bis Leonhard Cohen, hat sie jetzt elf eigene Songs aufgenommen – „Watershed“ heißt Wendepunkt.

Die Zeit und das langsame Wachsen diese Albums in und mit der Arbeit der Künstlerin erzeugt eine auf das erste Hören fast abweisene Innerlichkeit. „Watershed“ fordert die Konzentration als ein Einlassen ganz anders als es die reizvollen Coverversionen teils bekannter Stücke der Vorgänger-CD taten. Der wohlfeile Country-Folk-Touch, mit dem sich die Stimme der Sängerin offensichtlich wohlfühlt, ist auf diesem Album tatsächlich oft kaum mehr als ein in der Instrumentierung zwischen Steel-Guitar und akustischer Gitarre schwingender Geschmack. In „Sunday“ nimmt die Orgel die Worte mit sich, lässt die Inspirationen flirren wie die Jazz-Improvisation.

Kein Song dieses Albums schafft einen Auftritt. Die formale Klarheit der Texte, die Transparenz und Zurückgenommenheit der Instrumentierung gibt der Künstlerin Schutz. Denn man spürt knapp hinter der Oberfläche der Kunst das Biografische dieser Frau, die sich als Lesbe outete, sich gegen Massentierhalung engagierte, als Nichtraucherin die Freiheit zu rauchen verteidigte und die „Fress“-Gewohnheiten der Amerikaner anprangerte. Das alles hat sie in bigotten Kreisen der US-Gesellschaft natürlich Sympathien gekostet.

Im Song „Coming Home“ ist da die Abschottung, die bewusste Selbstabstumpfung gegen Vergangenes spürbar – die Heimkehr zur vermissten Ruhe. „Once In A While“ – hier öffnet sich k.d. langs Stimme zu einem Timbre der Verführung, das in seiner Privatheit weit von jeder ausgestellten Verruchtheit entfernt liegt. Aus der Zurückgenommenheit bricht plötzlich sinnliches Begehren: „I will drive you crazy, baby“. Es ist ein blühender, fröhlicher Moment.Christian Jooß

k.d. lang: „Watershed“

(Nonesuch / Warner)

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