Kommt endlich ins Offene, Freunde!

Prinzregententheater: Purcells „The Fairy Queen“ als Produktion der Theaterakademie
von  Abendzeitung

Prinzregententheater: Purcells „The Fairy Queen“ als Produktion der Theaterakademie

Im Streit stoßen Oberon und Titania an eine Säule, die gefährlich ins Wackeln gerät. Für einen Moment ist zweifelhaft, ob es sich um eine technische Panne oder einen starken Theatermoment handelt.

Falls es Absicht war, wäre das groteske Timing verbesserungsfähig. Eine Wiederholung hätte die Komik gesteigert, doch Lachen ist in Klaus Zeheleins schwarz-existenzialistischer Akademie verboten. Das hat auch Gutes: Die dem Säulenwackler folgende Arie „O let me weep“ sang Myung-Joo Lee zu Herzen gehend unverzappelt und ohne die an diesem Abend obligatorische Flasche in der Hand.

Dem Wahren, Schönen und Guten soll durchaus nicht das Wort geredet werden. Aber die Trash-Ästhetik der Berliner Volksbühne nervt langsam als neue Regelpoetik. Im Original lebt sie von starken Chargen, die an einer Theaterakademie erst wachsen müssen. Der die Bühne ein- nebelnde Dimitrij Schaad (Puck) und Roland Schneiders närrischer Countertenor sind dazu auf dem besten Weg.

Letzte, rätselhafte Worte

Anfangs fällt der Blick auf die gute alte Brecht-Gardine. Sie ist Projektionsfläche des filmischen Vorspiels von Thomas Krupas Inszenierung, in dem die Wohnung des Feenkönigspaars zerlegt wird. In ihren Trümmern begibt sich dann eine Party hässlicher junger Leute. Der nicht durchweg gebannten Gefahr einer beliebigen Reihung episodischer Szenen wirkte die Sprachmacht von Durs Grünbeins Zwischentexten entgegen, die William Shakespeare hart mit der Gegenwart verschneiden. Das tut als Ordnungsruf gut, weil Henry Purcells Revue die Chargen mit Musik überschüttet und die Hauptfiguren ziemlich unbedacht lässt.

Den vereinten Studenten der Musical-, Opern- und Schauspielklassen hilft in knappen Sprechtexten eine von Scheppern freie Verstärkung. Zuletzt stoppt Puck die unter Christoph Hammer rhythmisch etwas unscharfe Neue Hofkapelle mit ihren virtuosen Naturtrompetern. Er schminkt sich ab und überlässt dem bis dahin von der Regie unterbelichteten Zettel die leere Bühne für letzte, rätselhafte Worte. Das ist alles nicht schlecht, aber ein paar neue szenische Ideen würden der Theaterakademie gelegentlich gut tun.

Robert Braunmüller

14., 17., 19. und 20. Februar, 19.30 Uhr, Karten Tel. 2185 2899

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