"Kommissar Süden": Gesucht in München

Ulrich Noethen spielt den von Autor Friedrich Ani geschaffenen Münchner Kommissar Tabor Süden. Das ZDF zeigt am Samstag den ersten Fall "Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin"
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MÜNCHEN - Ulrich Noethen spielt den von Autor Friedrich Ani geschaffenen Münchner Kommissar Tabor Süden. Das ZDF zeigt am Samstag den ersten Fall "Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin"

Vierzehn Fälle hat der Kommissar in Büchern bereits gelöst, meist unblutig, schließlich ist Tabor Süden für die Vermissten zuständig. Dass er nebenbei sein eigenes Psychopackerl zu tragen hat, wissen die Leser des Münchner Autors Friedrich Ani. Die etwas andere Art, die Stadt und die Menschen zu betrachten, könnte beim ZDF in Serie gehen – vorausgesetzt, Ulrich Noethen gewinnt als schweigsamer Kommissar in den ersten beiden Fällen die Gunst der Zuschauer. Am Samstag macht „Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin“ den Anfang. Darin rollen Süden und Kollege Heuer (Martin Feifel) ihren früheren Fall der seit Jahren vermissten Soraya Roos (Iris Berben) neu auf und stoßen auf eine Spur, die sie in tiefe menschliche Abgründe blicken lässt.

AZ: Herr Ani, Herr Noethen, in gewisser Weise sind Sie beide Tabor Süden, oder?

FRIEDRICH ANI: Natürlich beschreibe ich mich immer irgendwie selbst. Und ja, vielleicht ist das bei Tabor Süden besonders ausgeprägt.

Überlegt man da zwei Mal, ob man einer Verfilmung zustimmt?

ANI: Produzent Oliver Berben ist für mich eine Art König Artus. Ich sitz’ in der Tafelrunde. Da ist es mir egal, wohin die Reise geht, ich geh’ mit.

Herr Noethen, wie haben Sie reagiert, als Oliver Berben mit der Idee ankam, dass Sie den Süden spielen sollen?

ULRICH NOETHEN: Erst einmal hab’ ich einen der Krimis gelesen. Und auch mir hat sich der Verdacht aufgedrängt, dass es da eine große Ähnlichkeit zwischen Süden und dem Autor gibt. Dass ich dann Fritz’ Foto auf dem Schutzumschlag entdeckt habe, hat’s mir zuerst schwer gemacht, weil er so anders aussieht als ich.

ANI: Auf die Idee, Süden könnte wie Uli aussehen, wäre ich auch nie gekommen. Bis zu jenem Moment, als Oliver ihn mir als die Idealbesetzung für Tabor Süden vorgestellt hat – das war auf seiner Weihnachtsfeier. Uli hat mir gleich ziemlich lange erklärt, wie das mit dem Tabor Süden so ist.

NOETHEN: Ich hab’s ihm erklärt! Das war noch in der Phase, in der ich mich zurechtruckeln musste.

ANI: Ich fand es sehr beeindruckend, dass sich ein Schauspieler schon während des Zurechtruckelns so sehr mit einer Figur auseinandersetzt.

Wie hat sich denn alles an den rechten Platz geruckelt?

NOETHEN: Oliver Berbens Beharrlichkeit und mein großes Interesse an den Geschichten, in den Menschen verschwinden und Menschen zurückbleiben. Wie hat es Fritz einmal so schön gesagt, seine Figuren sind unscheinbare Menschen in schlecht beleuchteten Räumen. Es ist eine schöne Herausforderung, Geschichten von Menschen zu erzählen, die man sonst nicht wahr nimmt.

Friedrich Ani: „Ich will neue Tabor-Süden-Romane schreiben“

Und das Aussehen war plötzlich egal?

NOETHEN: Ich sehe darin auch eine große Chance. So nähere ich mich der Figur peu à peu und kann immer wieder etwas Neues entdecken. Es sind noch längst nicht alle Geheimnisse von Tabor Süden entlarvt. Ich habe auch ganz absichtlich noch nicht alle Bücher gelesen, um mir noch etwas zu bewahren, das mich überrascht.

Sie hätten sich doch aber auch einfach die Haare wachsen lassen und sich einen Bart stehen lassen können, um dem Buch-Süden ähnlicher zu sehen. Gab’s denn auch solche Überlegungen?

NOETHEN: Wir haben das tatsächlich durchgespielt. Aber schließlich kenne ich mich und weiß, was bei mir funktioniert und was nicht. Was bei Fritz Klasse aussieht, sieht bei mir nicht so gut aus.

Herr Noethen, Sie sind in München geboren...

NOETHEN: ...aber hier nicht groß geworden. Insgeheim habe ich die Hoffnung, über den Tabor Süden mir spielerisch ein wenig München erobern zu können. Ich bin zwar im Krankenhaus Rechts der Isar geboren, und wir haben in der Himmelreichstraße am Englischen Garten gewohnt. Das ist aber alles, was ich an München-Erlebnissen habe, insofern bin ich ein Möchtegern-Münchner, der jetzt wieder ein Stück weit nach Hause kommt.

Ziehen Sie doch einfach her.

NOETHEN: Das ist nicht ausgeschlossen.

ANI: Wie schön.

Herr Ani, für den zweiten ZDF-Fall „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ haben Sie auch das Drehbuch geschrieben. Wie kam’s dazu?

ANI: Eigentlich wollte ich das nie machen – die eigenen Geschichten auf den Kopf stellen und wieder zusammensetzen. Dazu kommt, dass ich den Süden ja bereits aus dem Staatsdienst entlassen habe, ich wollte nicht mehr mit der Figur arbeiten. Dann aber habe ich gemerkt, dass ich hier beteiligt sein muss, auch weil ich die Figuren am besten kenne. Also vielleicht nicht so gut wie Uli – aber fast so gut. Und mit der Verfilmung entstand jetzt wieder so viel neue Distanz, dass ich sogar beschlossen habe, neue Tabor-Süden-Romane zu schreiben.

Gibt es schon eine konkrete Idee zu den neuen Krimis?

ANI: Ich plane Veränderungen. Martin Heuer wird es nicht mehr geben, denn er ist tot. Und Tabor Süden kommt nicht zurück zur Polizei, sondern über eine Detektei.

Könnte es sogar passieren, dass er Züge von Ulrich Noethen bekommt?

ANI: Es wird tatsächlich spannend, ob mir beim Schreiben die Person Ulrich Noethens dazwischen kommt. Ich glaube aber, dass ich das im Griff haben werde, schließlich habe ich mich schon so oft in die Figur hineinverwandelt. Bei so mancher Geste aber kann ich mir vorstellen, dass ich was von Ulis Darstellung klaue. Mal sehen: Schreiben ist wie Fußball. Dort ist die Entscheidung auf dem Platz, hier auf dem Papier. Angelika Kahl

Angelika Kahl

„Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin“ zeigt das ZDF am Samstag, den 4. April um 20.15 Uhr; „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ am 20. April

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