Königin und Knacksdame
Das Theatermuseum in München ehrt die Schauspielerin Marianne Hoppe mit einer Schau
Zu einer Premiere schickte ihr Gustaf Gründgens 1941 dieses Telegramm: „Es ist wie beim Skat Stop Immer Trumpf spielen Stop Erst Schönheit, dann Klugheit und dann das helle saubere Herz.“ Seit 1927 stand Marianne Hoppe über sieben Jahrzehnte auf allen großen Bühnen. Aus Anlass ihres 100. Geburtstags in diesem Jahr ehrt das Deutsche Theatermuseum in München die Königin der deutschen Schauspielkunst mit einer großen Ausstellung.
Die Tochter eines mecklenburgischen Gutsbesitzers kam schon mit 18 ans Deutsche Theater Berlin zu Max Reinhardt. Nach einem Abstecher an die Münchner Kammerspiele holte sie Gründgens an die Preußischen Staatstheater in Berlin. Unter seiner Ägide machte Marianne Hoppe ab 1933 eine kometenhafte Doppelkarriere. Im Theater glänzte sie in tragischen Rollen wie „Emilia Galotti“, „Die Jungfrau von Orléans“ und als Gretchen in „Faust“. Zum Kino-Liebling wurde sie durch Gründgens’ „Effi Briest“-Verfilmung „Der Schritt vom Wege“ und „Romanze in Moll“.
1936 heiratete sie Gustaf Gründgens, der auch nach der Scheidung 1946 bis zu seinem Tod ihr wichtigster Freund und Berater blieb. Nach 1947 spielte Hoppe zunehmend die labilen „Knacksdamen“ – wie sie sie nannte – von Tennessee Williams und O’Neill. Mit dem Alter kamen die großen Königinnen wie Maria Stuart oder Gertrud in „Hamlet“. Thomas Bernhard schrieb Rollen für sie, und unter Robert Wilson spielte sie 1988 die Titelrolle in „König Lear“.
Mit Fotos, Film- und Theaterausschnitten, Interviews u.a. mit Wilson, einer Hörstation, Briefen und Tagebuchaufzeichnungen aus dem Nachlass vermittelt die Kuratorin Birgit Pargner ein lebendiges Bild auch der privaten Seite der Schauspielerin, die am 23. Oktober 2002 mit 93 Jahren starb. Der Katalog ist eine lesenswerte, reich illustrierte Biografie.
Gabriella Lorenz
Deutsches Theatermuseum, Galeriestraße 4a, bis 10. Januar, Di – So 10 – 16 Uhr; Katalog 26.90 Euro>/i<