Klangvoller Pferdestall

Die Diskussion um einen neuen Konzertsaal für München ist voll entflammt – doch die Lage wird immer verwirrender. Eine Orientierungshilfe
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Die Diskussion um einen neuen Konzertsaal für München ist voll entflammt – doch die Lage wird immer verwirrender. Eine Orientierungshilfe

Ein Satz von Horst Seehofer Anfang dieser Woche genügte, um das gerade totgesagte Thema „Marstall als künftiger Konzertsaal für München“ wieder topaktuell zu machen. „Ich möchte dieses Projekt“, sagte der Ministerpräsident. Doch die Lage ist hochkompliziert. Ungeachtet der Vermutung, dass Seehofer seinen Satz vielleicht bald mit „...auf den Mond schießen“ vervollständigt, klärt die AZ die wichtigsten Fragen.

Was ist das Problem?

Die Philharmoniker proben und konzertieren im Gasteig, das Bayerische Staatsorchester hat die Oper. Das BR-Symphonieorchester, laut einem internationalen Ranking auf Platz 6 der weltbesten Klangkörper, vagabundiert ohne eigene Räume zwischen Philharmonie und Herkulessaal. So ist die Terminplanung schwierig. Deshalb fordern die Musiker und ihr Chefdirigent Mariss Jansons einen neuen Konzertsaal mit Erstbelegungsrecht.

Was fehlt den vorhandenen Räumen?

Die schlechte Gasteig-Akustik wird seit der Eröffnung beklagt. Der Herkulessaal schreckt trotz Schönheitsreparaturen ein jüngeres Publikum ab. Das akustisch günstige Prinzregententheater ist zu klein. Befürchtet wird, dass München ohne neuen Saal im Vergleich mit anderen Musikstädten enorm an Attraktivität verliert.

Was ist bisher geschehen?

Der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser schob ab 2007 – das Ende seiner politischen Laufbahn vor Augen – das Projekt gewaltig an. Er schaffte es aber nur noch bis zu einem Ideenwettbewerb, aus dem die jetzt diskutierten Pläne des Berliner Büros Schultes Frank Architekten hervorgingen. Als Privatmann führt Faltlhauser nun den Lobby-Verein „Konzertsaal Marstall“.

Wer soll zahlen?

Der Bayerische Rundfunk darf das mit Gebühren nicht. Und warum sollte der Staat dem Sender einen Konzertsaal spendieren, der dem eigenen Herkulessaal Einnahmen wegnimmt? Die Theaterakademie im Prinzregententheater wird durch Miet-Einnahmen mitfinanziert, die dann wegfallen würden. Die Stadt hat ihre Philharmonie noch nicht abbezahlt.

Was ist das große Risiko?

Kalkuliert wird bislang mit rund 120 Millionen Euro für einen ausgebauten Marstall. Dass es dabei bliebe, glaubt eigentlich keiner. Bei der Hamburger Elbphilharmonie hat sich eine ähnlich hohe Summe schon nach den ersten Baumonaten fast verdreifacht. Auch die gerade eingeweihte Konzerthalle in Kopenhagen wurde mit 213 Millionen Euro erheblich teurer als gedacht.

Gibt es Alternativen?

Mit dem Marstall, Klenzes ehemaliger Hofreitschule, muss etwas geschehen. Der Bau könnte zu einem variablen Theaterraum für die Staatsoper, das Staatsschauspiel und die städtischen Festivals Dance, SpielArt und Biennale umgebaut werden.

RBR/gr.

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