Klangakrobatik mit Trauerrand

Philharmonie: Die BR-Symphoniker unter Mariss Jansons mit Werken von Strauss und Beethoven
von  Volker Boser

Angesichts der Katastrophe in Fernost konnte man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Mariss Janson griff vor dem BR-Konzert im Gasteig zum Mikro und zeigte sich erschüttert: Seit 1965 reise das Symphonieorchester regelmäßig nach Japan: „Wir lieben dieses Land und lieben diese Menschen.” Einige Orchestermitglieder hatten Tränen in den Augen. Dann erklang „Solveigs Lied” aus der „Peer-Gynt”-Musik von Edvard Grieg. Danach erhoben sich alle zu einer Schweigeminute.

Die Stimmung war gedrückt. Und auch die glamourösen Effekte des „Heldenlebens” von Richard Strauss, mit denen das Konzert endete, konnten daran nichts ändern. Ohnehin ist diese Tondichtung eher ein Schmankerl für Insider. Herrlich instrumentierte Klangakrobatik – das Orchester präsentierte sich in Höchstform, Anton Barachovsky bewältigte das knifflige Violinsolo („Des Helden Gefährtin”) mit Bravour: virtuos, einschmeichelnd und kapriziös. Man darf gespannt sein, wie das Publikum auf der Europa-Tournee, die in der nächsten Woche beginnt, auf diese doch sehr bayerische Selbsthuldigung des Komponisten reagieren wird.

Über alle Einwände erhaben hatte vor der Pause Mitsuko Uchida das dritte Klavierkonzert von Beethoven musiziert. Diszipliniert im Rhythmus, präzise in den klanglichen Varianten, ohne Weichspüler, sondern klassizistisch streng – nach dem Kammerkonzert mit Musikern des BR-Symphonieorchesters vor ein paar Tagen ein weiterer Beweis dafür, dass die japanische Pianistin derzeit zu den ganz Großen ihres Fachs zählt.

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