Klamauk auf dem Klo
Gaetano Donizettis Farce "Viva la Mamma!" als harmlose Posse im Gärtnerplatztheater, inszeniert von Nina Kühner
Eine alte Theatererkenntnis bewahrheitete sich aufs Neue: Heiteres heiter zu inszenieren, ist schwierger, als mit ernsten Bühnenkonflikten zum Nachdenken anzuregen. Nina Kühner macht aus der drastischen Farce des italienischen Komponisten eine billige Provinz-Posse.
Die Wirkung der Pointen hielt eine knappe halbe Stunde. Danach war Gähnen gestattet - trotz eines bestens gelaunten Ensembles, allen voran der unwiderstehliche Stefan Sevenich, der als Mamma Agata alle Register zog und selbst in den launigen Balletteinlagen des zweiten Teils noch Höchstleistungen vollbrachte.
Wild zum Lachen entschlossen
Man hatte die deutsche Übersetzung des italienischen Textes auf hauseigenes Niveau getrimmt. Doch das zum Lachen wild entschlossene Premierenpublikum im Gärtnerplatztheater war dankbar. Die Lästermaul-Verse, mit denen die ehrgeizige Primadonna liebevoll bedacht wird, bleiben vage: "In Paris, in Bremerhaven, überall hat sie geschlafen." Dabei nimmt Donizettis "Viva la Mamma!" den Theaterbetrieb durchaus amüsant auf die Schippe. In eine Probe des ernsten Stückes "Romolo ed Ersilia" platzt Mamma Agata herein, ein Bassbariton in Frauenkleidern, um ihrer Tochter Luigia, die als zweite Sängerin engagiert ist, ein wenig unter die Arme zu greifen.
Das Chaos beginnt. Während der unter dem Dirigenten Ariel Zuckermann keck musizierten Ouvertüre hastet Regie-Personal durch die Parkettreihen. Später hat es auch einmal gute Ratschläge parat: "Das machen wir mit Licht. Das leuchtet der Papi weg." Insider-Geplänkel mit überschaubarem Unterhaltungswert.
Deftiger Klamauk
Höhepunkt vor der Pause ist ein sehens- und hörenswerter Streit zwischen Mamma Agata und der prächtig singenden Primadonna (Heike Susanne Daum). Beide sitzen auf dem Klo. Was wäre wohl, wenn sich in ähnlichem Ambiente Wagners Göttervater Wotan und Gattin Fricka angifteten? Irgendeinem Regisseur wird das sicher auch noch einfallen.
Theater im Theater: Am Gärtnerplatz hatte man sich auf deftigen Klamauk kapriziert. Doch spätestens, als sich der unscheinbare Dramaturg, genannt Herbert Schwafinger, bei seinen Kollegen "Metastasio und Dieter Bohlen" bedankte, war endgültig Schluss mit lustig.
Volker Boser
Staatstheater am Gärtnerplatz, 4., 8. und 16. Dezember, 19.30 Uhr, Karten Tel. 2185 1960