Wo die wilden Riesen wohnen
Sie sehen aus wie Neandertaler, sind getrieben von Rachegelüsten und dürsten nach Menschenfleisch. Nur gut, dass die Riesen aus dem englischen Märchen „Hans und die Bohnenranke” in einer Zwischenwelt weit über der Erde hausen. Aber wer sich mit spannenden Geschichten auskennt, ahnt, dass dieser Zustand nicht von Dauer ist.
Bryan Singer („X-Men”) kennt sich mit fantastischem Spektakelkino aus, und so verwundert es auch nicht, dass man ihm den Auftrag gab, aus dem Märchen einen familienfreundlichen Eventfilm zu basteln. Nur sind die Dreharbeiten von „Jack And The Giants” bereits zwei Jahre her. Dazwischen liegen kostenspielige Nachdrehs, harte Arbeit am leider unspektakulären 3D,
Startterminverschiebungen und vor allem eine Schwemme ähnlicher Filme wie „Spieglein Spieglein”, „Snow White And The Huntsman” oder „Der Hobbit”. Und so ist der 200-Millionen-Dollar-Flop nach einem verheerenden US-Start fast schon vorprogrammiert. Nicht nur diese traurige Tatsache hat „Jack And The Giants” mit dem Kassen-Debakel „John Carter” gemein. Beide Filme verzichten auf große Stars, erzählen ihre Fantasy-Mär fast schon nostalgisch-naiv und sind dabei noch richtig unterhaltsam.
Bereits in einer elegant verknüpften Parallelmontage führt Singer geschickt seine Hauptfiguren ein. Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) zeigt sich dabei ganz modern-emanzipiert, als sie sich weigert, den Schmierlappen Roderick (Stanley Tucci) zu heiraten. In ihrer fast noch kindlichen Neugier steht Isabelle mehr der Sinn nach Abenteuern. Dieses „unverantwortliche” Aufbegehren hat sie mit dem armen Bauernjungen Jack (Nicholas Hoult) gemein. der sich in einem Kuhhandel auf angeblich wertvolle Bohnen eingelassen hat. Und tatsächlich, kaum regnet es, platzt ein Zauber-Böhnchen auf und eine gewaltige Ranke schiebt sich in den Himmel. Dumm nur, dass sie dabei auch die Prinzessin mitreißt und den Kontakt zur monströsen Riesenwelt herstellt.
Trickreich, temporeich und angenehm leichtfüßig inszeniert Singer die nun folgende Rettungsmission. Und wenn die Riesen im Showdown lustvoll mit brennenden Bäumen werfen und Helferlein Ewan McGregor selbst in höchster Gefahr lässige britische Coolness versprüht, verzeiht man gern kleinere Schwächen wie einen dürftigen menschlichen Bösewicht.
Kino: CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV)
R: Bryan Singer (USA, 114 Min.)
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