„Vor ihren Augen“: Keine Schutzzone
Julia Roberts spielt hier keine Schönheit. Also hat sie verfügt, dass man nur gegen Anfrage ein Bild mit ihr drucken darf. Das ist zickig und merkwürdig, weil genau sie dem Film schauspielerisch einen besonderen Halt gibt. Sie schafft es, den argentinischen Vorbild-Oscar-Thriller „El secreto de sus ojos“ von 2009 wörtlich zu transportieren: In ihrem Blick spiegeln sich viele Abgründe und Geheimnisse, und das ist schauspielerisch bereits den Film wert.
Ein Picknick, gefolgt von einer Gewalttat an einer Frau, dann sucht der Ermittler Ray (Chiwetel Ejiofor) unter Hunderten von Gesichtern am Bildschirm einen, der der Täter sein könnte: drei Zeitebenen, viele Psychoebenen nach dem Sexualmord, der jetzt nach über zehn Jahren wieder aufgerollt wird.
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Ray und Jess (Julia Roberts), seine damalige Kollegin und enge Freundin, wurden kurz nach 9/11 zum Tatort gerufen. Das Opfer war Jess’ Tochter. Bei der Aufklärung schaltete sich eine Staatsanwältin (Nicole Kidman) ein, die sich zu Ray hingezogen fühlt. Schuldgefühle, Rache und der Wunsch nach Gerechtigkeit bestimmen von nun an das Leben aller drei Protagonisten.
In der argentinischen Version war die politische Verstrickung, dass der Täter durch seine Rolle in der Militärdiktatur gedeckt wurde. In der US-Version ist er ein hohes Tier der Homeland-Security, aber die Geschichte selbst wurde entpolitisiert.
Kino: Mathäser Billy Ray (USA, 112 Min.)
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