"Vor der Morgenröte“: Wer stirbt schon gerne unter Palmen
Der österreichische Kabarettist Josef Hader verkörpert in „Vor der Morgenröte“ den Schriftsteller Stefan Zweig im Exil - ungewohnt ernst, aber überwältigend glaubhaft.
Maria Schraders zweite Regiearbeit „Vor der Morgenröte“ über die letzten Lebensjahre Stefan Zweigs im Exil beginnt mit einer minutenlangen Einstellung mit starrer Kamera. Der Stilwille ist riesig in diesem so spröden wie faszinierenden Film, der Zweigs Leben im Exil nicht nur thematisiert, sondern im vielfältigen Sprachengewirr und rastlosen Herumreisen geradezu körperlich erfahrbar macht.
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Und wenn ein brasilianischer Provinzbürgermeister dem weltbekannten Großschriftsteller zu Ehren eine Blaskapelle aufstellt, die schaurig-schräg „An der schönen blauen Donau“ malträtiert, dann kündet Zweigs Träne nicht nur von einer schmerzlich nostalgischen Erinnerung an die Welt von gestern, sondern von einem umfassenden Heimatverlust, der später zu seinem Selbstmord führen wird.
Josef Hader spielt Zweigs innere Zerrissenheit und den langsam schwindenden Lebensmut des Autors überwältigend glaubhaft. Das allein ist die Karte für dieses Biopic für Fortgeschrittene wert.
Kino: ABC, Arri, City, Münchner Freiheit, Solln
R: Maria Schrader
(D, 106 Min.)
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- Münchner Freiheit