Verliebt in meine Frau: Männliche Küchenfantasien

Die Komödie "Verliebt in meine Frau" von und mit Daniel Auteuil ist zwar eine nette Idee, am Ende vor allem zu viel Alherren-Blick.
Daniel Auteuil ist nicht nur ein phänomenaler Schauspieler, er führt auch Regie. "Schuster bleib‘ bei deinem Leisten" möchte man ihm allerdings nach dieser, seiner nun vierten Regiearbeit zurufen. Eine Liebeskomödie à la française, das heißt hier viel Bohei und intellektuelles Geschwafel um Sex und Gefühle.
Die Hauptfigur, der Verleger Daniel (Auteuil), ist glücklich verheiratet mit der klugen Isabelle (Sandrine Kiberlain) und lädt zum delikaten Dinner seinen alten Kumpel Patrick (Gérard Depardieu) samt neuer blutjunger Freundin (Almodóvar-Schauspielerin Adriana Ugarte) ein.
Am Plaudern ist Daniel Auteuil nicht mehr interessiert
Die wurde gegen dessen Ex-Frau, eine Literaturdozentin ausgetauscht und erscheint in einem signalroten Kleid. Was dann folgt ist weniger delikat. Das Testosteron des Gastgebers spielt verrückt.
Während die anderen sich unterhalten, fantasiert er sich verruchte Geschichten zurecht, in denen er und das Objekt der Begierde die wildesten Abenteuer erleben, nicht nur im Bett, sondern auch beim Tanz im fernen Spanien: alles Gerümpel aus der Kiste alternder Männer, die sich für die Triebzufuhr ein Jüngere zulegen, um sich selbst jünger fühlen zu können.
Die Altherrenfantasien werden nicht genug entlarvt
Aber wenn in der heimischen Küche der Busen bebt und das Mündchen sich spitzt und der Trottel versehentlich Mousse au chocolat auf das teure Kleid gießt, ist das Malheur ein böses Erwachen. Aber selbst diese selbstironische Szene fällt zusammen wie ein Soufflé.
Eine französische Boulevardkomödie mit dem verwelkten Charme der 60er Jahre, da helfen auch lasziver Hüftschwung und traditionelle Verführungskünste nicht weiter. Die Frauen durchschauen das Theater schnell. Aber die Altherrenfantasien werden hier nicht scharf genug entlarvt. Stattdessen zieht sich die Story durch Wiederholung und ewig gleiche Stereotypen in die Länge. Der sexistische Blick und die männliche Selbstüberschätzung wirken in Zeiten von #MeToo peinlich.
Natürlich merkt der kindische Tropf am Ende bei allen jungen, erotischen Schlüsselreizen: Er ist verliebt in seine Frau! Aber das weiß das der Zuschauer schon von Anfang an lange. Die guten Schauspieler sind da nur ein bescheidener Trost.
Kino: ABC, Arena (auch OmU), Theatiner (OmU), R: Daniel Auteuil, F, 86 Min.