Unsterblich im Netz: Geht technisch wirklich, was in "Transcendence" gezeigt wird?
In dem Science-Fiction-Thriller „Transcendence“ werden Informationen aus einem menschlichen Gehirn auf einen Rechner übertragen. Ginge so etwas? Als (Alb)Traum gibt’s diese Idee schon lange
Eine Maschine mit dem eigenen Geist ausstatten, ein Gehirn auf einen Großrechner hochladen: Traum, Horror – oder Quatsch? Im neuen Science- Fiction-Thriller „Transcendence“ (Kinostart morgen) spielt Johnny Depp einen Wissenschaftler, der tödlich-verletzt wird. Seine Frau und Kollegin entscheidet, sein Gehirn mit einem Computersystem zu verbinden und die Hirninformationen auf einen Rechner zu übertragen.
Ist ein solches Thema reine Science Fiction?
„Bisher ja“, wie Christopher Coenen vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sagt. Die Vorstellung, das menschliche Bewusstsein von einem Körper zu lösen, gibt es aber schon seit Jahrzehnten. „Das ist eine Kernidee des Transhumanismus“, sagt Coenen. Diese Bewegung um den US-Wissenschaftler Ray Kurzweil habe sich seit den 70er Jahren formiert. Die Idee aber sei schon in den 1920er Jahren entwickelt worden. Das Stichwort lautet „Mind Uploading“: den menschlichen Geist wie Daten auf eine Festplatte hochladen. Dahinter steckt auch die Idee, sich unsterblich zu machen.
Welchen Stellenwert hat diese Bewegung?
„Es gibt Stimmen, die eine solche Möglichkeit – zumindest technisch – nicht als hanebüchen abtun“, erklärt Coenen. Die Hoffnungen richteten sich auf Vorhaben wie das Human Brain Project der EU mit einem Budget von etwa einer Milliarde Euro: Das Ziel ist, menschliche Gehirnaktivität digital zu simulieren. „Aber entsteht dabei wirklich dann ein Bewusstsein?“, fragt Coenen. Der Transhumanismus habe in einigen Kreisen vor allem in den USA und in Großbritannien Anhänger – auch finanzkräftige „IT-Milliardäre“.
Wie menschlich können Roboter sein?
Nicht nur von der Künstlichen Intelligenz, sondern auch von Robotern geht eine Faszination aus. Es gibt Roboter, die uns äußerlich ähnlich sehen – so genannte Humanoide. „Ich glaube aber nicht, dass man Roboter mit Emotionen ausstatten kann“, sagt Raúl Rojas, Professor am Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin. Und eine bisher nur mit dem Menschen verbundene Fähigkeit ist die Selbstreflexion, betont Michael Decker, stellvertretender Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe. „Wir können von einem Roboter keine Antwort auf die Frage bekommen, warum er eine Aktion gemacht hat.“ Außerdem seien Gespräche oft so vielschichtig, dass sie ein Roboter nicht bewältigen könne. Er könne Ironie oder den Wechsel zur Ernsthaftigkeit nicht erkennen.
Wozu sind Roboter aber heute schon fähig?
Sie sitzen bereits in Pflegeheimen auf dem Schoß von Demenzkranken: Auch in Deutschland ist die aus Japan stammende Roboterrobbe Paro im Einsatz. Sie ist mit Sensoren ausgestattet, sieht aus wie ein weiches Plüschtier und soll helfen, Zugang zu Patienten zu bekommen. An der künstlichen Robbe hatte sich – wie an vielen anderen Erfindungen auch – Kritik entzündet. Gefragt worden sei, ob so ein Einsatz mit der Menschenwürde vereinbar sei, sagt Eric Hilgendorf von der Forschungsstelle Robotrecht an der Uni Würzburg. Experimentiert wird auch mit Autos, die ohne Fahrer auskommen. Daran forscht Raúl Rojas in Berlin. Getestet werden solche Fahrzeuge bereits im Straßenverkehr. Seine Vision: ein modernes Carsharing. Man ruft mit einem Mobiltelefon einen autonom fahrenden Wagen herbei und teilt ihn mit Menschen, mit ähnlichem Ziel: „Alle Menschen können davon profitieren“ – vielleicht schon in 50 Jahren.“