"Tully": Charlize Theron scheitert am Muttersein

Mutter zu sein ist nicht einfach, das zeigt die Tragikomödie "Tully" schonungslos auf. Mit der hilflos überforderten Charlize Theron möchte wohl kein Zuschauer tauschen.
(cos/spot) |
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Mit der Tragikomödie "Tully" bringen "Juno"-Regisseur Jason Reitman (40) und die oscarprämierte Drehbuchautorin Diablo Cody (39) ihre nunmehr dritte Kollaboration auf die Kino-Leinwand. Aller guten Dinge sind drei? Der Film lebt von der wandlungsfähigen Oscar-Preisträgerin Charlize Theron (42, "Monster"), die die Hürden des Mutterseins authentisch rüberbringt.

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Wenn man Fremde hinein bittet

Marlo (Charlize Theron) kann nicht mehr. Die Erziehung ihrer zwei kleinen Kinder kostet sie all ihre Kraft. Und dann wäre da auch noch Baby Nummer drei, das gerade erst zur Welt gekommen ist. Ehemann Drew (Ron Livingston) ist keine große Hilfe: arbeiten, zocken, schlafen. Vom Familienleben bekommt er kaum etwas mit. Es ist Marlos wohlhabender Bruder Craig (Mark Duplass), der ihr eines Tages einen Ausweg aus dem belastenden Alltagstrott aufzeigt.

Night-Nanny Tully (Mackenzie Davis) soll sich von nun an nachts um das Wohl von Marlos Kindern kümmern. Während sie sich nach einem anstrengenden Tag ins Bett verabschiedet, übernimmt die deutlich jüngere Tully die Obhut. Doch dabei bleibt es nicht lange: Sie entwickelt sich schnell zu einem festen Bestandteil in Marlos Leben, der ihr beinahe zum Verhängnis werden soll.

Bitte hör' doch auf zu schreien

Die überforderte, sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs befindende Mutter nimmt man Charlize Theron von der ersten Sekunde ab. Schonungslos nahe an der Realität erzählt der Film aus dem Leben einer Frau, die zu müde ist, um den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht werden zu können. Ein Sohn mit autistischen Zügen, postnatale Depressionen, ein fünfköpfiger Haushalt, der geführt werden will sowie ein kaum anwesender Ehemann und die dennoch abzuleistenden, mütterlichen Pflichten - all das stürzt über sie herein und der Zuschauer denkt sich dabei nur, wann hört dieses Baby denn endlich einmal auf zu schreien?

Ehrlicher hätte Regisseur Jason Reitman das Muttersein nicht darstellen können. Zwar ist "Tully" kein Film, der mit großer Handlung oder gar spektakulärem Szenenbild auffährt, er schafft es aber dennoch, die Probleme, die ein Leben als Mutter mit sich bringen kann, in raffinierten Details zu transportieren. Angefangen bei dem, von einer Krankenschwester kontrollierten Wasserlassen nach der Geburt bis hin zu eingetretenen Fahrersitz-Polstern und einsamen Fernsehabenden mit einer schlecht gemachten Gigolo-Doku-Soap.

Brillante Charlize Theron mit bitterem Beigeschmack

Dass Charlize Theron sich nicht davor ziert, ihr Image der Hollywood-Schönheit abzulegen, hat sie schon vor 15 Jahren gezeigt. Ähnlich wie im Kino-Streifen "Monster" überrascht sie auch dieses Mal wieder mit einer Uneitelkeit der ganz besonderen Art. Es sind nicht nur die dunklen Augenringe und fettigen Haare durch die sie in ihrer Rolle brilliert. Über 20 Kilogramm Körpergewicht hat die 42-Jährige für "Tully" zugelegt - innerhalb von dreieinhalb Monaten. Die Folgen hat sie bereits öffentlich offenbart: Depressionen, Unwohlsein und jede Menge harte Arbeit, um die Extra-Kilos wieder loszuwerden.

Fazit

"Tully" ist ein Film zum Schmunzeln, zum Kopfschütteln und zum Diskutieren. Sieht das Muttersein im Jahr 2018 so aus? Vermittelt eine durchaus glaubhafte Charlize Theron das Bild, das Mütter in der heutigen Zeit haben? Es werden sich sicher einige Frauen, die Kinder großgezogen haben, in der Tragikomödie wiedererkennen. Aber Achtung: Der Ausgang des Films kommt selbst für das stärkste Mutterherz wohl eher unerwartet.

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