Til Schweiger als Keinohrhase: "Warum nuschelst du so?"

„Keinohrhase und Zweiohrküken” ist kein ärgerlicher Til-Schweiger-Aufguss, sondern ein 3D-Animationsfilm mit kindlichem Charme und klarer Botschaft
von  Florian Koch

Was tun, wenn man partout keine Freunde findet? Man(n) ruft heutzutage die Partnervermittlung an. So macht es jedenfalls der Keinohrhase: „Wie soll er denn aussehen?” haucht es süßlich-verrucht aus der Leitung. „Braun wäre schön, hasengroß und er darf auf keinen Fall Ohren haben”, antwortet ehrlich-naiv Meister Lampe. „Sagen Sie mal, wollen Sie mich veräppeln!”, lautet die barsche Reaktion.

Es ist eine der wenigen Szenen des Animationsfilms „Keinohrhase und Zweiohrküken”, in dem sich auch der erwachsene Kinogänger mit einer zotigen Zweideutigkeit angesprochen fühlen kann. Ansonsten bleibt die Zusammenarbeit von Til Schweiger und der Kinderfilmexpertin Maya Gräfin Rothkirch („Lauras Stern”) wie schon Klaus Baumgarts Bilderbuchvorlage konsequent an der Kinozwergen-Zielgruppe bis acht Jahre.

Die Geschichte ist trotz Running-Gags (ein dauerbimmelnder Handy-Frosch sorgt für Lacher) schlicht. Man verzichtet auf raffinierte Film-Anspielungen, ständige Schauplatzwechsel und detailreiche Hintergrundanimationen, die gängige Pixar-Produktionen auszeichnen.

Im Mittelpunkt steht der Keinohrhase (mit bemüht kindlich-hoher Stimme: Til Schweiger), der sich nichts sehnlicher als einen Spielgefährten wünscht, von allen anderen Mümmelmännern aber auf Grund der fehlenden Ohren abgelehnt wird. So muss er schon den Fuchs (Stimme: Matthias Schweighöfer) dazu auffordern, ihn zu jagen, um nicht gänzlich aus der Art zu fallen. Der hat aber andere Sorgen, Papa macht ihm Druck, weil er keine Beute nach Hause bringt.

So zieht sich der Keinohrhase immer mehr in sein Biedermeier-Landhäuschen zurück, bis ein Ei vor seiner Haustür landet. Und das scheint keine geschissene Gottesgabe, sondern ein Segen für ihn zu sein. Denn daraus müsste doch bei guter Pflege ein – ohrenloses – Küken schlüpfen. Denkste! Der gelbe Piepmatz (Stimme: Emma Schweiger) ist nicht nur frech („Warum nuschelst du so?”), ungeduldig und ein echter Mohrrübenverweigerer, er hat auch zwei Ohren und eine irrationale Affinität zum Fliegen-Lernen.

Ihr schwieriges Verhältnis erinnert verdächtig an Schweigers Hit „Kokowääh”, ist aber ein wesentlich liebevolleres und zärtlicheres Plädoyer für mehr Toleranz und die Anerkennung des Andersseins. Hätte Schweiger noch auf seine unnötig emotionalisierende Pop-Song-Berieselung verzichtet, gäbe es an einem seiner Werke endlich mal nix auszusetzen.

Kino: Cadillac, CinemaxX, Kino Solln, Mathäser, Münchner Freiheit, Royal
R: Maya Gräfin Rothkirch, Til Schweiger (D, 70 Min.)

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