Tiger Girl: Spaß! Aber mit ihr ist nicht zu spaßen

Jung, weiblich, übernatürlich wild: Die Straßengöre "Tiger Girl" im Lebens- und Großstadtrausch.
von  Carolina Zimmermann
Androgyne Straßengöre Tiger (Ella Rumpf).
Androgyne Straßengöre Tiger (Ella Rumpf). © Constantin

Von wegen Gleichberechtigung: Dass sich Geschichten über Superheldinnen nicht gut verkaufen, gab kürzlich ein Manager des Marvel-Verlags zu. Für das amerikanische Comic-Imperium mag Welt-Retten ja Männersache sein. Regisseur Jakob Lass hat sich von dieser Annahme zum Glück nicht beirren lassen und zündet in seinem neuen Film "Tiger Girl" eine explosive Mischung aus weiblicher Kraft und übernatürlichen Fähigkeiten.

Wie genau man die Umwelt in Brand setzt, lernt die zu Beginn höflich-brave Maggie (Maria Dragus) von einer Naturgewalt von Frau: Tiger. Ella Rumpf zeichnet diese schöne, freche, zwischen den Geschlechtern und Welten wandelnde Straßengöre mit großer Präsenz und Souveränität. Äußerlich ist sie das Gegenteil der blonden Vanilla, wie Maggie von ihr genannt wird: Kurzes, schwarzes Strubbelhaar und fester Blick.

Tigers erste Lektion für Vanilla, die gerade durch die Aufnahmeprüfung für die Polizeiausbildung gefallen ist, lautet: "Höflichkeit ist auch eine Art von Gewalt – gegen sich selbst." Von jetzt an gelte es, sich zu nehmen, was sie will und nicht mehr nett danach zu fragen. Dabei helfen Uniformen, deren Beschaffung Vanillas Aufgabe ist, die jetzt eine Ausbildung beim Sicherheitsdienst begonnen hat. Die neue Freiheit und die Freude an der Gewalt lassen sie ab jetzt gefährlicherweise nicht mehr richtig los.

Tiger und Vanilla sind keine realistischen Figuren. Mit einer psychologischen Erklärung für ihr Verhalten kommt man nicht weit. Auch von der Dramaturgie darf man nicht zu viel erwarten, ganz wie die Protagonistinnen macht sie weitgehend ihr eigenes Ding. Aber das ist Teil des Film-Trips.

Wie schon in "Love Steaks" arbeitet Regisseur Jakob Lass auch hier nach den sogenannten "Fogma-Regeln": Improvisation, ein Drehbuch, in dem nur die grobe Figurenentwicklung festgehalten ist und dokumentarische Sequenzen fließen zusammen. Während der erste Film allerdings mit noch begrenzen Mitteln auskommen musste, sieht man dieser Produktion die wesentlich größeren Summen, die in sie geflossen sind, deutlich an. Gleichzeitig einen Low-Budget-Charme aufrechtzuerhalten, ist da schwer möglich.


Kino: Monopol, Atelier

B&R: Jakob Lass (D, 91 Min.)

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